Die Inselrepublik ist nach drei Jahren aus dem Gröbsten heraus. Anders als Griechenland hat sich Zypern auf die Umsetzung der Sparmaßnahmen konzentriert, die Bedingung für Finanzhilfen waren.

Im Gedächtnis der Menschen auf Zypern sitzt der Schock immer noch tief. Vor rund drei Jahren - im März 2013 - kam die Hiobsbotschaft der Europartner: Wenn ihr Geld haben wollt, damit eure Banken nicht zusammenbrechen, dann müsst ihr nicht nur den Gürtel enger schnallen. "Bail in" hieß der neue Begriff; und die Zyprioten haben schnell gelernt was das bedeutet.

Bankkunden mussten zahlen

Die Kunden der Banken mussten für einen Teil der Rettung ihrer Geldinstitute zahlen: Wer mehr als 100.000 Euro auf seinem Konto hatte, musste sich von 47,5 Prozent seiner Geldeinlagen über diesem Betrag verabschieden. Das war damals eine Premiere in der Rettungspolitik der Eurozone, in der seit dem Beginn des griechischen Schuldendramas 2010 zeitweise fünf Krisenländer mit Hilfsmilliarden gestützt werden mussten.

Drei Jahre später zeigen sich die Finanzminister der Euro-Staaten zufrieden über das Ende März auslaufende Hilfsprogramm für Zypern. Das Land habe einen sehr guten Job gemacht und könne sich wieder selbst finanzieren, sagte Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem unlängst in Brüssel.

Schwieriger Start des Hilfsprogramms

Der Start in das Hilfsprogramm war 2013 indes alles andere als einfach: Zunächst leistete die Regierung unter dem Präsidenten Nikos Anastasiades Widerstand. Das kleine Zypern musste aber schnell umdenken: Die Geldgeber blieben hart, die Europäische Zentralbank (EZB) drehte den Geldhahn zu, die zypriotischen Banken wurden geschlossen. Die Menschen konnten nur noch geringe Beträge abheben. Transaktionen wurden auf Eis gelegt. Bald konnten die Unternehmen ihre Verpflichtungen nicht nachkommen. "Es war wie ein langsames Ertrinken", beschreibt einer der Hoteliers im Zentrum Nikosias die damalige Lage.

Dann setzten sich Politiker, Parteien, Unternehmer und Banker in Nikosia zusammen. Das Ergebnis war die Erkenntnis, dass man sich beugen muss. "Augen zu und durch", lautete der Tenor damals in der zyprischen Presse.

Zwar gab es jede Menge innenpolitischen Streitigkeiten, wer wohl verantwortlich für die verfahrene Lage sei. Am Ende aber einigten sich die Zyprioten. Der Preis: Die Kunden des größten Geldinstituts, der Bank of Cyprus (BOC), wurden mit 47,5 Prozent ihrer Guthaben von mehr als 100.000 Euro zur Sanierung herangezogen. Die zweitgrößte Bank des Landes, die Laiki Bank, wurde zerschlagen. Als Gegenleistung griffen die Europartner und der IWF Zypern mit Finanzhilfen von insgesamt 10 Mrd. Euro unter die Arme. Die Zyprioten selbst müssen 13 Mrd. Euro beisteuern.

Das Erfolgsrezept

Als Erfolgsrezept gilt heute, dass sich die Zyprioten - anders als die Griechen - auf die Umsetzung der Sparmaßnahmen konzentriert und keine Entscheidungen aufgeschoben haben. Im Frühjahr 2013 waren strenge Kapitalkontrollen eingeführt worden. Während der ersten Monate durften Reisende höchstens tausend Euro pro Auslandsreise mit sich führen. Der Staatsapparat wurde verkleinert, es kam zu Privatisierungen. Gut zwei Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise am 6. April 2015 kam der erste Erfolg. Alle Einschränkungen im Geldverkehr des Landes wurden aufgehoben.

Viele der umgesetzten Reformen führten Zypern zurück auf einen Weg nachhaltigen Wachstums, lobte Dijsselbloem. Nikosia habe lediglich 6,5 Mrd. Euro an Hilfen in Anspruch genommen, die Aussichten des Landes seien nun deutlich besser. Nach Portugal, Spanien und Irland gilt Zypern damit als das vierte erfolgreiche Euro-Hilfsprogramm.

Wie geht's den anderen Krisenstaaten?

GRIECHENLAND: Das Land war das erste Sorgenkind des Euroraumes - und bleibt es wohl noch für längere Zeit. 2010 brauchte Griechenland erstmals Milliardenhilfen, 2015 wurde das mittlerweile dritte Programm beschlossen. Die Zusagen summieren sich auf über 300 Mrd. Euro. Der "Teufelskreis" aus immer neuen Sparauflagen, Verhandlungen und neuen Problemen dauert an. Die Geldgeber fordern weitere Rentenkürzungen, Athen weigert sich und schlägt höhere Rentenbeiträge vor. Die Gläubiger lehnen dies ab. Ähnlich ist es mit neuen Steuern für Landwirte und Freischaffende. Nach Ostern soll weiterverhandelt werden. Die griechische Regierung kann erst mit frischen Milliarden aus dem jüngsten Hilfsprogramm rechnen, wenn sich beide Seiten auf alle Maßnahmen verständigt haben, mit denen die Finanzen des fast bankrotten Landes stabilisiert werden sollen.

SPANIEN: Anders als bei den übrigen Euro-Krisenländern beschränkte sich die EU-Rettungsaktion in Spanien auf eine Sanierung maroder Banken. Die internationalen Geldgeber boten Madrid Kredite von 100 Mrd. Euro an, von denen ab 2012 gut 40 Mrd. Euro in Anspruch genommen wurden. Das Hilfsprogramm endete im Jänner 2014. Spaniens Bankensystem gilt heute als weitgehend stabil, die Investoren gewannen das Vertrauen in spanische Staatsanleihen zurück. Allerdings hatte die Operation auch ihre Schattenseiten. Die Bankenrettung ging zu einem großen Teil auf Kosten der Steuerzahler. Das Wirtschafts- und Finanzsystem weist weiterhin Schwächen auf: Die Staatsschulden stiegen auf etwa 99 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Zudem bekommt Madrid seine Haushaltsprobleme nicht in den Griff. 2015 überschritt Spanien erneut die Defizitgrenze, zu deren Einhaltung die Regierung sich bei der EU verpflichtet hatte.

IRLAND: Dem einstigen "grünen Tiger" wurden 2010 Hilfskredite von 85 Mrd. Euro zugesagt. Das Programm lief Ende 2013 aus. Kein anderes europäisches Krisenland hat einen derartigen Wiederaufstieg hingelegt. Zunächst über 30 Prozent Haushaltsdefizit, rund 15 Prozent Arbeitslosigkeit - nur der EU-Rettungsschirm bewahrte Irland vor dem Untergang. Dann kam die Sparpolitik der schwarz-roten Koalition von Ministerpräsident Enda Kenny. 2015 präsentierte sie ein Wachstum von 6,9 Prozent, auch für dieses Jahr prognostiziert die EU ein Plus von 4,5 Prozent - der stärkste Zuwachs in Europa. Die Arbeitslosigkeit schrumpfte auf rund neun Prozent. Doch nicht alle Iren kamen in den Genuss der Erholung, fast 30 Prozent der Bevölkerung leiden laut Statistiken unter Anzeichen von Mangel und Verarmung. Die Folge: Die Wähler straften die Regierung bei den Wahlen Ende Februar brutal ab.

PORTUGAL: Mit einem Hilfspaket von 78 Mrd. Euro hatten die EU und der IWF Portugal 2011 vor dem Bankrott bewahrt. Aufgrund der konsequenten Sanierungsanstrengungen avancierte das Land in den vergangenen Jahren zum Spar-Musterschüler. Nach drei Jahren unter dem EU-Rettungsschirm steht man seit Mai 2014 finanziell wieder auf eigenen Beinen. Der Kurs der seit Herbst amtierenden linken Regierung bereitet Brüssel allerdings neue Sorgen. Die EU-Kommission hat die Finanzlage im Visier. Hintergrund: Lissabon hat es bisher nicht geschafft, das Staatsdefizit wie versprochen wieder unter die erlaubte Marke von 3 Prozent der Wirtschaftsleistung zu drücken.