Der Fernwärmestreit um Graz treibt immer kuriosere Blüten. Weil der Verbund im vorigen Winter im Kraftwerk Mellach eine Ausfallreserve betreiben musste, die nachträglich vom Gericht als vertraglich nicht zwingend vereinbart angesehen wurde, stellt der Verbund nun eine saftige Rechnung an die Energie Steiermark: 83 Millionen Euro werden für den letzten Winter verrechnet - und notfalls bei Gericht eingeklagt.

Doch das ist nicht alles. Derzeit muss der Verbund (noch bis 2020) zu einem sehr günstigen Preis Wärme aus Mellach nach Graz liefern. Gestritten wird aber noch immer um die Frage, wer bei einem Lieferausfall schuld wäre - Verbund oder Energie Steiermark.

Im Zuge des Tauziehens forderten die Steirer den Verbund auf, ein Angebot zu legen - wie viel es kosten würde, wenn Mellach weiterhin jene Ausfallreserve bereithält, zu der der Verbund rechtlich nicht verpflichtet ist.

Antwort: Der Verbund verlangt für die kommenden beiden Heizsaisonen (2015/16 und 16/17) 136 Millionen Euro - nicht für die Wärme, sondern nur für die Ausfallreserve, also das Bereithalten des Kraftwerks für den Notfall. Damit nicht genug, müsste die Energie Steiermark "im Gegenzug" auch den derzeit "nicht kostendeckenden und daher existenzgefährdenden Wärmepreis" kräftig aufstocken, also für die tatsächlich gelieferte Wärme deutlich mehr zahlen als bisher laut Vertrag vorgesehen. Konkret: statt bisher 19 Euro pro Megawattstunde sollen 45 Euro/MWh verrechnet werden, also mehr als doppelt so viel. Und das sogar rückwirkend ab 1. September 2014.

Hintergrund: Der Wärmevertrag ist bisher für die Steirer außerordentlich günstig. Der juristische Pferdefuß dürfte aber sein, dass die strittige "Ausfallreserve" nicht klar geregelt wurde. Der Verbund versucht nun, diese Reserve so teuer wie möglich anzubieten, um den ungünstigen Liefervertrag zu kompensieren. Außerdem will der Verbund das Kraftwerk Mellach eigentlich verkaufen.

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