Neue Produkte und altbewährte Kassenschlager halten den Konsumgüterkonzern Beiersdorf auf Rekordkurs. Starke Geschäfte in der Hautpflege rund um Marken wie Nivea, Eucerin oder Labello ließen die Hamburger im dritten Quartal selbst in derzeit schwierigen Märkten wie Brasilien kräftig wachsen. Gleichzeitig stößt der Konzern auch neue Türen auf und testet etwa den Einstieg in den Rasierermarkt.

Für die Profitabilität des Konzerns zeigte sich Vorstandschef Stefan Heidenreich am Mittwoch optimistischer mit Blick auf das Gesamtjahr und kündigte an, dass auch das gerade angelaufene Weihnachtsquartal ein gutes für den Konzern werden dürfte.

Die Aktie kletterte im Handelsverlauf auf ein Rekordhoch und lag zuletzt am Nachmittag mit knapp drei Prozent im Plus bei 87,66 Euro. Analysten zeigten sich positiv überrascht darüber, wie gut es für den Konzern in der Pflege läuft. Derzeit schlage der Konzern wesentlich größere Wettbewerber wie den französischen Kosmetikriesen L'Oreal, lobte Thomas Maul von der DZ Bank.

"Topseller" wachsen zweistellig

Vorstandschef Heidenreich glaubt, dass Beiersdorf ein glückliches Händchen hat mit seinem Mix aus Produkten. "Topseller" wie das Nivea Deo Black & White wachsen zudem noch immer zweistellig, "und das werden wir weitertreiben". Gleichzeitig arbeite der Konzern an Innovationen.

Nach Österreich verkaufen die Hamburger nun auch in Deutschland unter der Kernmarke Nivea Damen-Rasierer und die dazugehörigen Pflegeprodukte. Die im Oktober gestartete Testphase verlaufe extrem erfolgreich, sagte Heidenreich. Beiersdorf habe bereits jetzt beinahe die Marktführerschaft bei Einweg-Damenrasierern erreicht. Geht es so weiter, soll es die Rasierer dann auch in anderen Ländern geben und die Produktpalette erweitert werden.

Heidenreich sieht darin eine Ergänzung der Hautpflege. Bei der Rasur gehe es immerhin um die empfindlichsten Hautstellen der Frau, betonte er. Ob auch ein Vorstoß ins Männer-Segment geplant ist, ließ er bewusst offen. Der Schritt wäre allerdings nicht abwegig, denn Rasierschaum und After-Shave-Pflege für Herren bietet der Konzern bereits an.

Klebstoffsparte Tesa schwächelt

Mit dem Abschneiden des Konzerns im dritten Quartal zeigte sich Heidenreich zufrieden. In einem schwierigen Umfeld habe sich Beiersdorf äußerst widerstandsfähig gezeigt und von Quartal zu Quartal gesteigert. Von Juli bis September legte der Umsatz um 5,7 Prozent auf 1,633 Mrd. Euro zu. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit), das im Vorjahr noch von Wertberichtigungen im Haarpflegegeschäft in China belastet war, verbesserte sich gar um 55 Prozent auf 242 Mio. Euro. Unter dem Strich kletterte der auf die Anteilseigner entfallende Gewinn um 43 Prozent auf 159 Mio. Euro.

Insbesondere in Nord- und Lateinamerika legte der Konzern zu. Aber auch in der Heimat brummte das Geschäft wieder, nachdem zu Jahresbeginn noch die Preisverhandlungen mit den Einzelhändlern gebremst hatten. Wachstumstreiber war das Pflegegeschäft, das aus eigener Kraft im dritten Quartal um 6,5 Prozent zulegte. Die wesentlich kleinere Klebstoffsparte Tesa, die stark von der Entwicklung in der Industrie abhängt, kann da nicht mithalten. Finanzchef Ulrich Schmidt führte das vor allem auf die Abschwächung in Asien zurück. Das Geschäft mit der Autoindustrie laufe nach wie vor gut. Der VW-Skandal habe sich bislang nicht bemerkbar gemacht. Im Gesamtjahr soll Tesa einen Umsatz auf Vorjahresniveau ausweisen.

Konzernweit will Beiersdorf 2015 aus eigener Kraft nun um 3 bis 4 Prozent zulegen. Zuvor war der Konzern von bis zu 5 Prozent Wachstum ausgegangen, in den ersten neun Monaten wuchs Beiersdorf um 2,7 Prozent. Die bereinigte operative Marge soll hingegen nun "deutlich" und nicht mehr nur "leicht" das Vorjahresniveau (13,7 Prozent) übertreffen. Nach den ersten drei Quartalen lag der Konzern bei dieser Kennziffer bei 14,9 Prozent.