Die Europäische Zentralbank (EZB) hält an ihrer Politik der extrem niedrigen Zinsen fest. Wie erwartet beschloss der EZB-Rat am Donnerstag bei seiner auswärtigen Sitzung auf Malta, den Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent zu belassen. Das teilte die Notenbank mit. Damit bleibt Zentralbankgeld für Geschäftsbanken außergewöhnlich günstig.

Der Euro ist am Donnerstag mit der Aussicht auf eine weitere Öffnung der Geldschleusen stark gefallen. Nach entsprechenden Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi rutschte die europäische Gemeinschaftswährung ab und notierte gegen 18 Uhr bei 1,1138 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs gegen Mittag noch auf 1,1313 (Mittwoch: 1,1354) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8839 (0,8807) Euro.

"Massiv" Erwartungen geschürt

Die EZB hat nach Einschätzung der DZ Bank "massiv" Erwartungen an eine weitere geldpolitische Lockerung geschürt. "Am wahrscheinlichsten ist für uns, dass das Anleihekaufprogramm verlängert wird, ohne dass die EZB ein Enddatum kommunizieren wird", schreibt Jan Holthusen, Anleihenexperte bei der DZ Bank. Zudem sei auch eine Erweiterung des Katalogs der kaufbaren Anleihen zu erwarten.

Seit März versuchen die Währungshüter, die Konjunktur und den Preisauftrieb zusätzlich mit einem gewaltigen Kaufprogramm anzuschieben: Monatlich 60 Mrd. Euro sollen in Staatsanleihen und andere Vermögenswerte investiert werden, insgesamt 1,1 Billionen Euro bis September 2016 - mindestens. Bis zum 16. Oktober hat die EZB in diesem Rahmen allein Staatsanleihen im Gesamtvolumen von knapp 371 Mrd. Euro erworben.

Ziel: Mehr Kredite

Das frische Geld kommt im Idealfall über Geschäftsbanken in Form von Krediten bei Unternehmen und Verbrauchern an. Das soll Investitionen und Konsum anschieben und so die Konjunktur in Schwung bringen und die Inflation anheizen.

Die Teuerung im Euroraum ist jedoch weiterhin weit vom EZB-Ziel von knapp unter 2,0 Prozent entfernt. Im September sank die Inflation auf minus 0,1 Prozent nach plus 0,1 Prozent im August. Das lag vor allem am erneuten Absturz der Ölpreise.

EZB-Präsident Mario Draghi hat angekündigt, dass die Notenbank die Geldschleusen noch weiter öffnen könne: "Wir haben den Willen und die Fähigkeit zu reagieren, falls dies notwendig ist." Das Kaufprogramm könnte im Umfang ausgedehnt oder zeitlich gestreckt werden.

EZB-Programm könnte verlängert werden

Die EZB hat die Tür für eine Ausweitung ihres ohnehin schon groß angelegten Anleihe-Kaufprogramms weit geöffnet. Auf der Zinssitzung im Dezember werde geprüft, ob die Geldpolitik die Konjunktur ausreichend stimuliere, sagte Notenbank-Chef Mario Draghi am Donnerstag auf Malta. "Der EZB-Rat ist gewillt und in der Lage zu handeln, indem er alle Instrumente nutzt."

Das Programm solle bis September 2016 laufen, notfalls auch länger. Zuletzt waren am Finanzmarkt wegen der niedrigen Inflation Spekulationen aufgekommen, die Europäische Zentralbank (EZB) könne die Maßnahmen ausweiten.

Mit den Wertpapier-Käufen will die EZB die Banken zur Vergabe von mehr Krediten an die Wirtschaft bewegen, was die Konjunktur anschieben und die Inflation anheizen soll. Die Zentralbank hat ihr umstrittenes Programm im März gestartet. Es soll ein Volumen von 1,14 Billionen Euro haben.