Im deutschen Warenhausmarkt werden die Karten neu gemischt: Metro, in Österreich mit Mediamarkt und Saturn vertreten,  verkauft seine Tochter Galeria Kaufhof an den nordamerikanischen Handelsriesen Hudson's Bay für 2,825 Mrd. Euro. Der deutsche Marktführer soll für die Kanadier die Basis für eine weitere Expansion in Europa bilden.

Hudson's-Bay-Chef Richard Baker versicherte am Montag, sein Konzern plane auch deshalb keine Stellenstreichungen bei Kaufhof. Vielmehr wolle er massiv in die Kette mit ihren 21.500 Mitarbeitern investieren. Damit muss sich Karstadt auf verstärkte Konkurrenz einstellen. Der österreichische Karstadt-Eigner Rene Benko hatte sich erneut vergeblich um Kaufhof bemüht.

Wachstumsstrategie

"Wir sind zufrieden und stolz, Kaufhof an Hudson's Bay übergeben zu können", sagte Metro-Chef Olaf Koch am Vormittag in einer Telefon-Konferenz. "Hudson's Bay verfolgt eine Strategie internationalen Wachstums und Galeria Kaufhof wird hierbei eine zentrale Rolle spielen", betonte er. Hudson's Bay habe Kaufhof bereits seit 2006 im Auge gehabt, sagte Baker. Die Kanadier hätten sich mit dem deutschen und europäischen Markt vertraut gemacht - und freuten sich auch auf die Zusammenarbeit mit Betriebsräten und Gewerkschaft. In der Vergangenheit hatte sich im von scharfer Konkurrenz geprägten deutschen Einzelhandel etwa der US-Riese Wal-Mart die Zähne ausgebissen.

Das Kaufhof-Logo
Das Kaufhof-Logo © APA

Hudson's Bay habe großen Respekt vor den Leistungen der Kaufhof-Mannschaft, versicherte Baker. Die Hauptverwaltung von Kaufhof bleibe in Köln. Zudem wollen die Kanadier mit dem bestehenden Management-Team von Kaufhof weitermachen. Kaufhof betreibt knapp 140 Waren- und Sporthäuser in Deutschland und Belgien. Im Geschäftsjahr 2013/14 setzte die Kette rund 3,1 Mrd. Euro um. Der angeschlagene Konkurrent Karstadt betreibt noch gut 80 klassische Warenhäuser - der neue Eigner Benko hatte den Rotstift angesetzt und unter anderem das Aus für Warenhäuser in Hamburg und Stuttgart verkündet.

Metro reduziert Schulden

Der über Jahre geplante Verkauf des Kaufhof lässt bei Metro die Kassen klingeln. Ein positiver Sonderertrag für das Betriebsergebnis (Ebit) von 700 Mio. Euro sei die Folge, berichtete Koch. Zudem könne der Düsseldorfer Handelskonzern seine Nettoverschuldung um rund 2,7 Mrd. Euro reduzieren. Die Transaktion werde wohl Ende September abgeschlossen sein. Analysten begrüßten den Verkauf - dieser sei eine gute Nachricht für die Metro-Anteilseigner, erklärte die DZ Bank. Trotzdem starteten Metro-Aktien in der Früh mit Verlusten. Einem Händler zufolge sorgte der Kaufpreis für Enttäuschung. Investoren hätten mit mindestens 3 Mrd. Euro gerechnet.

Koch will die Einnahmen auch investieren und vor allem mit den Großmärkten expandieren. Hier sei auch wieder ein Markteintritt in neue Länder möglich, auch Übernahmeziele könnten ins Visier genommen werden. Koch machte damit auch deutlich, dass die Metro-Aktionäre nicht mit einer Sonderdividende aus dem Verkauf rechnen können. Er hatte Kaufhof ins Schaufenster gestellt, weil er für das Warenhaus-Konzept unter dem Dach der Metro keine ausreichenden Expansionschancen sieht. Koch will den Konzern auf die Media-Saturn-Elektromärkte und das Geschäft mit den Großmärkten konzentrieren.

Mit dem Verkauf von Kaufhof an Hudson's Bay platzt der Traum von Karstadt-Eigner Benko von einer deutsche Warenhaus AG aus den beiden Ketten. Der österreichische Investor hatte seine Fühler bereits in der Vergangenheit nach Kaufhof ausgestreckt, nun kam er erneut nicht zum Zug. Benkos Signa Holding war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Nach früheren Informationen von Reuters hat Benko rund 2,9 Mrd. Euro geboten.

Die Gewerkschaft ver.di hatte in dem Bieterwettkampf Forderungen an die Interessenten gestellt und unter anderem verlangt, dass in den nächsten fünf Jahren keine Kaufhof-Warenhäuser geschlossen und keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen werden. Wegen der in Deutschland geltenden Mitbestimmung hat Verdi sowohl bei Karstadt als auch bei Kaufhof ein wichtiges Wort mitzureden. In Arbeitnehmerkreisen des Kaufhof hatte es zuletzt Präferenzen für Hudson's Bay gegeben. Arbeitnehmervertreter bei Karstadt hatten dagegen auf eine Zusammenlegung mit dem Kaufhof gesetzt - sie hatten sich bessere Perspektiven für einen fusionierten Konzern erhofft. Karstadt-Chef Stephan Fanderl hatte indes auch immer wieder betont, die Kette könne auch allein bestehen.

Für Hudons's Bay bedeutet die Übernahme einen großen Wachstumsschritt. Nach dem Erwerb wird der Warenhauskonzern über 464 Standorte weltweit verfügen, der Umsatz wird bei rund neun Milliarden Euro liegen. "Es ist das richtige Investment zum richtigen Zeitpunkt", bilanzierte Baker. Der Konzern unterhält in seinem Heimatmarkt unter anderem 90 Warenhäuser. Zu dem bereits 1670 gegründeten Unternehmen gehört auch die US-Kette Saks Fifth Avenue.