Zur strittigen Frage, ob der Verbund das Gaskraftwerk Mellach für die Fernwärme-Versorgung der Stadt Graz weiterlaufen lassen muss und wer für die zusätzlichen Kosten aufzukommen hat, erwartet Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber in den nächsten zwei Monaten ein Urteil im laufenden Schiedsverfahren.

Es gehe um die Frage, ob der Verbund die Anlage in Betrieb halten muss oder nicht - "wir rechnen damit, dass wir das nicht müssen" - und falls doch, ob dann eine Zuzahlung geleistet werden muss. Die müsste von der Energie Steiermark kommen, die die geplante Stilllegung des unrentablen Gaskraftwerks Mellach per Einstweiliger Verfügung verhindert hatte. Graz hat angekündigt, seine Fernwärmeversorgung bis 2020 auf eigene Beine stellen zu wollen.

Strompreis-Anstieg zum Ende des Jahrzehnts

Bei seinem Auftritt im Klub der Wirtschaftspublizisten gab Anzengruber auch eine Prognose zur Entwicklung der Strompreise ab. Er erwarte einen deutlichen Anstieg der Großhandelspreise, der neue Investitionen auch in Wasserkraftwerke wieder rentabel machen würde. Dieser Preisanstieg sei "gegen Ende des Jahrzehnts" zu erwarten. Längerfristig könnte dann danach der Preis von zur Zeit knapp 32 Euro pro Megawattstunde auf 50 bis 60 Euro/MWh steigen.

Voraussetzung für einen längerfristigen Anstieg der Strom-Großhandelspreise sei, dass sich die Parameter so wie erwartet ändern, von den deutschen Atomkraftwerks-Abschaltungen bis hin zu einem moderaten Wirtschaftswachstum. "Wenn die Wirtschaft weniger wächst oder es wieder mehr staatliche Eingriffe gibt, könnte es aber anders aussehen", meinte der Verbund-Chef. Die Endkundenpreise werden aus seiner Sicht "im Wesentlichen dort bleiben, wo sie sind". Ende März zählte der Verbund rund 333.000 Stromkunden.

Neue Investitionen nötig

"Ohne Wasserkraft geht es nicht", daher seien auch hier neue Investitionen nötig, obwohl sich heute in der E-Wirtschaft praktisch nur geförderte Projekte rechnen würden, etwa bei Erneuerbaren. Zwei Drittel des heimischen Stroms kommen aus Wasserkraft. Der Verbund erzeugt seine Elektrizität bereits zu 95 Prozent CO2-frei. Dort, wo sich etwa kleinere Vorhaben in der Wasserkraft nicht rechnen, sollte man den Projektwerbern bei den Netznutzungsentgelten entgegenkommen, regte Anzengruber an.