Die Bank Austria baut nicht nur ihre Filialen um. Eine weitere markante Veränderung betrifft die Habenzinsen auf Girokonten für Neukunden – denn die sind abgeschafft bzw. auf 0 (in einem Wort: null) gesetzt, erklärte die Bank Austria am Montag und verweist auf einen Branchentrend. Herta Stockbauer, Vorstandschefin der BKS Bank geht davon aus, dass weitere Banken dem Beispiel folgen werden. „Es gibt in Europa bereits zahlreiche Banken, darunter auch große Institute wie die Deutsche Bank, die ihre Habenzinssätze am Girokonto auf null Prozent gesenkt haben. Auch in Österreich gibt es solche Institute. Auslöser dafür ist die anhaltende Tiefstzinsphase.“

Die BKS, die derzeit 0,05 Prozent auf Privatkonten zahlt, befinde sich „noch in der Entscheidungsphase“. Ähnlich sieht es bei der Raiffeisen Landesbank Kärnten aus: „Wir zahlen bei Girokonten für Privatkunden 0,05 Prozent Zinsen für Guthaben“, sagt Privatkunden-Bereichsleiter Gernot Matschnig. Bei der Sparkassen-Gruppe steht eine Senkung auf null oder gar die Einführung von Negativzinsen nicht zur Diskussion. „Weder bei den Haben- noch bei den Sollzinsen ist eine Änderung geplant“, sagt Philipp Heiser, Sprecher der Kärntner Sparkasse. Viel weiter nach unten geht es kaum mehr – die Habenverzinsung liegt derzeit im Schnitt bei 0,05 Prozent, zum Teil nur noch bei 0,01 Prozent.

Sollzinsen gesenkt

Auf der anderen Seite wirkt sich der tiefe Leitzins der EZB (0,05 Prozent) auch auf die Überziehungszinsen aus. Die Bank Austria bietet ab sofort eine variable Sollverzinsung mit der Formel „Euribor plus 7,0 Prozent“ – damit geht man von der Praxis einer fixen Verzinsung ab und „stellt sicher, dass die Sollzinsen am Konto immer den Marktgegebenheiten entsprechen“, erklärt Vorstand Helmut Bernkopf. Der Euribor ist ein variabler Referenzzinssatz und bezeichnet die durchschnittlichen Zinssätze, zu denen viele europäische Banken einander Anleihen in Euro gewähren.

Bei anderen Banken liegen die Sollzinsen zwischen 7 und 13 Prozent. Überziehungen sind teuer, weil sie für die Banken nicht planbar sind. Kontoinhaber wären mit Konsumkrediten ohnehin besser beraten, so die Argumentation.

VON HANNES GAISCH UND WOLFGANG FERCHER