"Die Zeiten werden nicht einfach, aber wir haben uns bestmöglich vorbereitet" - so lautet der einhellige Tenor bei den drei großen steirischen Molkereien Berglandmilch, OM (Obersteirische Molkerei) und Ennstalmilch. Fast 100 Millionen Euro haben die drei Verarbeiter-Genossenschaften allein in der Steiermark zuletzt investiert, um nach dem Ende der Milchmengen-Begrenzung (Ende März läuft das System der Milchquoten nach 37 Jahren aus) auch alles verarbeiten zu können, was die Bauern anliefern. Denn: Gerechnet wird mittelfristig mit einer 20-prozentigen Steigerung der Milchmenge - auch in der Steiermark.

Matthias Bischof (OM), Franz Titschenbacher (Landwirtschaftskammer), Johann Pretterhofer (Berglandmlich), Hermann Schachner (Ennstalmilch)
Matthias Bischof (OM), Franz Titschenbacher (Landwirtschaftskammer), Johann Pretterhofer (Berglandmlich), Hermann Schachner (Ennstalmilch) © LK/AHAMER

Doch wer soll diese Mehrmengen trinken, bzw. in Form von Käse, Topfen & Co. essen? "Wir liegen schon jetzt bei einer Exportquote von 48 Prozent, und sind zuversichtlich, dass wir unseren Exportanteil auf 60 Prozent erhöhen können", sagt Berglandmilch-Vorstand Johann Pretterhofer. Gelingen soll das unter anderem, weil heimische Milch im Gegensatz zum internationalen Wettbewerb "zu 100 Prozent gentechnikfrei hergestellt wird und Tierwohl für die Konsumenten weltweit immer wichtiger wird - das ist in unseren Berggebieten garantiert", so der Vorstand von Österreichs größter Molkerei (u. a. mit Marken wie Schärdinger, Stainzer Milch . . . ). Allein in das Käsewerk in Voitsberg hat Berglandmilch zuletzt elf Millionen Euro investiert. Der in Voitsberg produzierte Käse sei vor allem in Italien und Griechenland sehr gefragt.

20 Millionen Euro hat indes die OM in ein Käseverpackungszentrum und Reiferäume in Spielberg investiert, weitere 15 Millionen Euro sollen nun in eine neue Käseküche und ein Salzbad am Standort Knittelfeld fließen, sagt OM-Vizeobmann Matthias Bischof. Künftig wolle man sich mit Spezialitäten (OM stellt 50 Käsesorten her) in Nischen breitmachen, schon jetzt liegt der Käse-Exportanteil bei über 50 Prozent. Bis zu 20 Millionen Liter mehr Milch erwartet Bischof allein von den 1600 OM-Lieferanten nach Ende der Quote. "Wir werden dies ohne Beschränkung abnehmen."

Eine Steigerung der verarbeiteten Milchmenge von 80 auf 95 Millionen Kilo (Milch wird nicht in Liter, sondern in Kilogramm abgerechnet) erwartet für die Ennstalmilch deren Obmann Hermann Schachner. Rund 40 Millionen Euro hat man rund um den Standort Stainach in den letzten Jahren investiert - unter andem in eine hochmoderne Anlage, in der Milchmix-Getränke und Eiscafes in "Kartondosen" abgefüllt werden, die auch ohne Kühlung haltbar sind. "Mit diesen Produkten sind wir vor allem auch in China und im arabischen Raum erfolgreich, hier wollen wir weiter ansetzen", so Schachner. Der russische Importstopp seit Herbst 2014 trifft die Ennstaler besonders hart - hat man doch aufgrund der vorherigen Nachfrage in Moskau und St. Petersburg extra in Blauschimmelkäse-Reiferäume investiert. "Aber wir hoffen, dass der Importstopp bald gelockert wird, die Nachfrage der russischen Bevölkerung wäre ja da."

Nachdem die Milchpreise für die Bauern seit dem Vorjahr um fast 20 Prozent gesunken sind, erwartet Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher vorerst keine drastischen weiteren Senkungen. "Auch weil die Anlieferung in den letzten Monaten zurückging" - nachdem für Österreichs Bauern absehbar wurde, dass sie im letzten Jahr der Quote Rekordstrafen von mehr als 40 Millionen Euro berappen müssen - weil sie mehr Milch angeliefert haben, als sie laut Quote dürften.