Beim angeschlagenen deutschen Warenhauskonzern Karstadt werden deutlich weniger Mitarbeiter gekündigt als befürchtet. Das Unternehmen habe mit Betriebsrat und Gewerkschaft eine Vereinbarung zum Sanierungsprogramm erzielt, teilte Karstadt mit. Die Zahl der "noch zu entlassenden Mitarbeiter konnte bereits erheblich gesenkt werden".
Unter anderem durch Altersteilzeit- und Frühpensionierungen werde statt der ursprünglich befürchteten 2750 Kündigungen nun mit rund 1400 gerechnet, sagte eine Verdi-Sprecherin. Ein Karstadt-Sprecher wollte die Zahlen nicht kommentieren.
"Ich bin froh, dass wir mit unserem Gesamtbetriebsrat und Verdi einen tragfähigen Kompromiss für die Sanierung finden konnten", sagte Vertriebschef Thomas Wanke am Sonntag der Nachrichtenagentur Reuters. Karstadt werde seine Sanierungsziele "wirtschaftlich vertretbar erreichen". Auch die Verdi-Sprecherin äußerte sich zufrieden mit dem Kompromiss. Zugleich mahnte sie aber, reine Einsparungen beim Personal brächten den Konzern nicht weiter. Vielmehr müsse im Zuge der Sanierung auch nach den Mietkosten für die Warenhäuser gefragt werden. Dem Unternehmen zufolge sollen die von Kündigung betroffenen Mitarbeiter in eine Transfergesellschaft überführt werden. Dort sollen sie dann weiterqualifiziert werden.
Auch unter Benko Rückgänge beim Umsatz
Das Karstadt-Management hatte nach der Übernahme des Traditionskonzerns durch den österreichischen Immobilien-Investor Rene Benko harte Einschnitte angekündigt. Dies sei unverzichtbar, um dem Großteil der Mitarbeiter eine Zukunftsperspektive zu geben. Karstadt kämpft auch unter Benko mit Umsatzrückgängen.
Das Aus für sechs Standorte hatte der Aufsichtsrat bereits beschlossen, rund 330 Mitarbeiter sind davon betroffen. Auch darüber hinaus will Karstadt die Kosten drücken. Verdi befürchtete, dass Kundenberater dazu in niedrigere Lohngruppen herabgestuft werden sollen. Dem trat die Konzernführung nun entgegen: "Es wird für die Spezialisierung in Warenserviceteams und Kundenberatung keine Änderungskündigungen und keine Abgruppierungen geben", sagte Wanke.
Arbeitnehmer und Management wollen nach Verdi-Angaben am Dienstag erneut verhandeln. Dann soll es um eine Rückkehr des Konzerns in die Tarifbindung gehen. Karstadt hatte sich aus dem Tarifvertrag verabschiedet, um Lohnerhöhungen zu sparen. Zudem sind auch Forderungen nach einem Verzicht der Arbeitnehmer auf Weihnachts- und Urlaubsgeld laut geworden, Verdi lehnt diese ab.