er ist der Mann, dem Karstadt gehört?", "Wer ist dieser René Benko?", "Was will so einer mit Karstadt?" - ein 37-jähriger Tiroler dominiert seit Tagen die Wirtschaftsberichterstattung in Deutschland. Und wirft viele Fragen auf. Tatsächlich ist der Werdegang des Immobilien-Unternehmers René Benko spektakulär und bisweilen geheimnisumwittert. Seit er am Wochenende seinen bisher größten Coup, die Komplettübernahme der größten und traditionsreichsten deutschen Warenhauskette Karstadt, gelandet hat, ist das Interesse an Benko größer denn je. Sein wirtschaftliches und politisches Netzwerk ist gigantisch, seine Hartnäckigkeit - trotz seines Alters - bereits jetzt legendär.

Der Tatsache, dass seine Bilderbuchkarriere - vom Schulabbrecher unter die 50 reichsten Österreicher - zuletzt auch Kratzer abbekommen hat, wird in Deutschland freilich ebenfalls großes Augenmerk geschenkt. Mit seiner bis dato spektakulärsten Übernahme fällt auch sein dunkelster biografischer Fleck zusammen. In der Vorwoche wurde ein im August 2013 gesprochenes Urteil über zwölf Monate Haft auf Bewährung vom Obersten Gerichtshof bestätigt. Wie berichtet, sah es auch der OGH als erwiesen an, dass er gemeinsam mit seinem Steuerberater versucht haben soll, in einem Steuerverfahren in Italien zu intervenieren.

"Nie draufgezahlt"

Und doch wird Benko zugetraut, das Ruder beim kriselnden Kaufhaus-Krösus Karstadt noch herumzureißen. Dass das nicht einfach wird und nicht ohne Einschnitte möglich ist, ist klar.

Trotz einiger skeptischer Stimmen ruht die Hoffnung, die auch der Karstadt-Betriebsrat in Benko setzt, auch auf dem Selfmademan-Image des gebürtigen Innsbruckers. Mit 17 hat der Sohn eines Beamten die Handels- und Wirtschaftsakademie geschmissen. Bereits in jungen Jahren setzte er auf Immobilien und baut Dachböden aus, die er dann als Wohnungen mit Gewinn weiterverkaufte. Im Jahr 2000 gründete er die Signa Holding. Er sammelte bei gut betuchten Investoren Geld ein und investierte in Immobilien.

Durchwegs erfolgreich. Es gebe bessere und schlechtere Investments, lässt er vor sechs Jahren in einem seiner raren Interviews wissen. "Es gibt aber kein Investment, wo ich je einen Euro draufgezahlt hätte."

Benkos Gruppe entwickelt sich zum Spezialisten für Luxusimmobilien und bietet neben Projektentwicklungen auch Immobilienfonds für Anleger. Heute ist Signa eine Unternehmensgruppe, die nach eigenen Angaben ein Immobilienvermögen von 6,5 Milliarden Euro ausweist. Besonders schillernd ist dabei die 2010 gegründete Signa Prime Selection AG, die sich auf "die Investition und das langfristige Halten von außergewöhnlichen Immobilien in besten Innenstadtlagen europäischer Städte" konzentriert. Zur Signa Prime gehören Nobel-Gewerbeimmobilien wie das "Goldene Quartier" im Zentrum Wiens, das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck und einige Karstadt-Immobilien, darunter das KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg und der Oberpollinger in München. Bereits im Vorjahr hatte sich Signa Filetstücke von Karstadt gesichert, darunter die Sporthandelssparte. Unter den Aktionären finden sich schillernde Namen wie Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, die Haselsteiner Familien-Privatstiftung oder der Miteigentümer des Schoko-Imperiums Lindt & Sprüngli, Ernst Tanner.