Auch wenn dass lange nicht so gesehen wurde - bis zum Fall des Eisernen Vorhangs war Österreich für die NATO- und EG-Staaten ein Teil Osteuropas. Wie eng die Verbindungen schon damals waren, zeigte sich nach dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes. Denn Österreichs Unternehmen gehörten zu den Ersten, die den Schritt in die ehemals kommunistischen Länder wagten. Zu den ersten Investoren zählten Raiffeisenbanken, Sparkassen, Hypos, Creditanstalt und Bank Austria.

Damit begann eine Erfolgsgeschichte, die über ein Jahrzehnt anhielt. In rasantem Tempo versuchte die Wirtschaft in den Nachbarländern den Vorsprung des Westens wettzumachen - oft Finanziert durch Kredite der österreichischen Geldinstitute.

Böses Erwachen

Mit dem Ausbruch der Finanzkrise kam das böse Erwachen. Ratingagenturen überprüften ihre Bewertungen, Kredite konnten nicht mehr bedient werden. Kurze Zeit herrschte auf den Finanzmärkten sogar die Sorge, Österreich könnte ein ähnliches Schicksal ereilen wie Irland oder Island.

Staatsgarantien in der Höhe von bis zu 100 Milliarden Euro konnten den Finanzsektor in Österreich zwar wieder stabilisieren. Doch Osteuropa konnte bisher nicht an die Wachstumsraten vor Ausbruch der Finanzkrise anschließen.

Österreichs Steuerzahler spüren das, indem sie für die Spekulationen der Hypo Alpe Adria, der Volksbanken AG und der ehemaligen Kommunalkredit gerade stehen.

Kritische Ratingagenturen

Auch Österreichs Großbanken kämpfen mit dem Ostgeschäft. Die drei großen Ratingagenturen Standard&Poors, Moody´s und Fitch sehen das anhaltende Engagement der Geldinstitute sehr kritisch - vor allem Russland wird als Problemmarkt gesehen. Raiffeisen und die Erste Bank sind dort die größten ausländischen Banken. Auch die Freigabe des Franken könnte die Institute weiter belasten.

Die Bank Austria hat bereits im Vorjahr auf diese Risiken reagiert und die Bankwerte in Osteuropa größtenteils abgeschrieben. Das brachte für das Geschäftsjahr 2013 einen Megaverlust in Höhe von 1,6 Milliarden Euro. Für 2014 wird wieder ein positives Ergebnis erwartet.

Die Erste Bank und Raiffeisen traf es 2014. Die RBI verlor knapp eine Milliarde Euro. Die Tochtergesellschaften in Polen und Slowenien stehen zum Verkauf und auch in Ungarn will sich die Bank schon länger von ihrer Tochter trennen. RBI-Chef Karl Sevelda: "Die RBI trennt sich demnächst von allem, was entweder nicht genug Gewinn bringt oder strategisch nicht zum Kerngeschäft gehört."

Die Erste Bank musste bereits im Sommer in Ungarn und Rumänien massive Wertberichtigungen vornehmen. In Ungarn wurden der Staat und die Entwicklungsbank EBRD mit an Bord geholt, um ihre Tochtergesellschaft wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen.

Dennoch ganz aufgeben möchten  RBI, Erste Bank und die Bank Austria ihr Osteuropa-Geschäft nicht. Nur die Risiken sollen zurückgefahren werden. So soll gewährleistet werden, dass die Geldinstitute durchhalten, bis sich die Länder wieder erholen.

ROMAN VILGUT