Raiffeisen hat sich zu harten Schnitten im Osten durchgerungen. Die börsennotierte österreichische Großbank RBI fährt Risikogeschäfte zurück und zieht sich aus einzelnen Märkten in der Region ganz zurück. Damit kann die Bank ihre Kapitalpuffer aufbessern. Verlustreiche Einheiten oder Bankgeschäfte, die zu viel Kapital binden, werden abgestoßen.

Die Bankspitze hat am Montagabend einen dramatischen Schrumpf-Kurs beschlossen. So wurden die Banktöchter in Polen und Slowenien ganz offiziell zum Verkauf gestellt. Auch die Direktbank Zuno wird verkauft.

Die Polbank war von der Raiffeisen Bank International (RBI) erst im Jahr 2012 erworben und in der Folge mit der bestehenden Polen-Tochter fusioniert worden. In polnischen Medien wurde seit Wochen über einen Verkauf der Polbank durch Raiffeisen spekuliert. Bis jetzt war in Wien allerdings nur von einem Teilverkauf der polnischen Tochter die Rede gewesen.

In Russland will die Bank verbleiben, hier wird das Risiko bis Ende 2017 aber um 20 Prozent zurückgefahren. Die "risikogewichteten Aktiva"/RWA lagen in dem Land Ende 2014 bei 8,4 Mrd. Euro. In der Bilanz 2014 wurde der Firmenwert der Russlandtochter schon abgeschrieben. Der Rubelverfall hatte die Beteiligung im Wert davor schon weit zurückgeworfen.

In der Ukraine werden die Bilanzrisikopositionen bis 2017 sogar um 30 Prozent abgebaut. Hier lagen die entsprechenden RWA zuletzt bei 3 Mrd. Euro.

In Ungarn ist von "Optimierungen" die Rede.

Bis Ende 2017 werden zudem die Geschäftsaktivitäten in Asien und schon bis Ende 2016 in den USA signifikant zurückgefahren oder ganz aufgegeben. Dies teilte die Bank am Abend ebenfalls mit.

Details zu den Redimensionierungen wird der RBI-Vorstand am morgigen Dienstag früh in einer Pressekonferenz erläutern, zugleich mit den vorläufigen Zahlen für 2014.

Ihren Jahresverlust hat die RBI 2014 mit 493 Mio. Euro ganz knapp unter der selber vorgegebenen Höchstgrenze von 500 Millionen gehalten. Eine Dividende auf das Aktienkapital entfällt deshalb.

Drastische Kürzungen

Mit den drastischen Kürzungen im Geschäft will die Bank ihre Kapitalquoten aufbessern. Als neues Ziel wurde heute eine harte Kernkapitalquote (CET1 Ratio/"fully loaded") von 12 Prozent bis Ende 2017 definiert. Ende 2014 lag der Wert bei 10 Prozent.

In den anderen Ländern der Region will die RBI "zügig" weiter ausbauen, in Österreich und Osteuropa das Geschäftsmodell der Universalbank weiter fahren. Damit werde die Bank ihr Risikoprofil verbessern und die "nachhaltige Profitabilität sicherstellen", hieß es in einer Mitteilung am Abend.

Am Ende der Umstrukturierung (Ende 2017) sollte die Bank ihre Bilanzpositionen brutto um 26 Mrd. Euro abgebaut haben. Zum Teil wolle man den Abbau durch Wachstum in anderen Geschäftsfeldern aber ausgleichen, hieß es.

Erste tiefrote Bilanz

Die Bilanz ist 2014 erstmals in der Firmengeschichte tiefrot ausgefallen. Das Ergebnis wurde nach Bankangaben durch Wertberichtigungen auf Firmenwerte im Ausmaß von 306 Mio. Euro belastet - vor allem für die Tochterbanken in Russland (148 Mio. Euro), Polen (99 Mio. Euro) und Albanien (51 Mio. Euro). Außerdem fielen Abschreibungen auf latente Steuern von 196 Mio. Euro ins Gewicht - vor allem in der Konzernzentrale in Wien (161 Mio. Euro) und in Asien (35 Mio. Euro).

Ein großer Teil der Verluste kam durch Abschreibungen und Wertberichtigungen in der Ukraine und in Ungarn zustande. In Summe mussten für faule Kredite (Neudotierungen) im abgelaufenen Jahr 1,7 Mrd. Euro zur Seite gelegt werden.