Der große Konferenzsaal des Kongresshauses Millstatt war beim Auftakt der Millstätter Wirtschaftsgespräche bis auf den letzten Platz gefüllt. Im Mittelpunkt des dichten Programms stehen in diesem Jahr die Themen Wirtschaftsstandort und Leistungskultur. Vielstimmigkeit und verschiedene Blickwinkel sind ein Markenzeichen der prominent besetzten Wirtschaftsgespräche, initiiert von Markus Gruber und Alfons Helmel.

Zu Beginn der Gespräche am Donnerstag stand die „Leistungskultur am Prüfstand“. Unterschiede in der Leistungsbereitschaft der Generationen ortet jedenfalls das Publikum. Die Leistungsbereitschaft der 15- bis 30-Jährigen wird von diesem eher als mittelmäßig eingeschätzt, zumindest geringer als die der erfahrenen Generation über 40, erläutert Agnes Koller, Studienleiterin des Career Institutes. „Junge Menschen bräuchten die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren, um ins richtige Umfeld zu kommen“, appelliert sie.

Siemens-Managerin Patricia Neumann: „Leistung einfordern“
Siemens-Managerin Patricia Neumann: „Leistung einfordern“ © Weichselbraun Helmuth

Frage der Generation

Auch Beatrix Karl, Rektorin der Pädagogischen Hochschule Steiermark, sieht Unterschiede zwischen den Generationen und erläutert dies an einem Beispiel. „Immer mehr Eltern und Großeltern kommen zu unserem Tag der offenen Tür und erkundigen sich – ich erwarte mir schon, dass die jungen Leute selber die Fragen stellen.“ Ex-ÖFB-Präsident Leo Windtner beleuchtete die sportliche Seite der Leistungsbereitschaft. Und da geht es häufig um die Motivationskunst: Selbst ein genialer Fußballlehrer wie Pep Guardiola habe mit Bayern München nie die Champions League gewonnen. Windtner weiß, warum: „Weil er die Burschen nur beim Kopf und nie beim Herzen gepackt hat.“ Ein Trainer müsse „Menschenfänger“ sein.

Die ehemalige ÖVP-Ministerin Beatrix Karl kam in ihrer Funktion als Rektorin der Pädagogischen Hochschule Steiermark
Die ehemalige ÖVP-Ministerin Beatrix Karl kam in ihrer Funktion als Rektorin der Pädagogischen Hochschule Steiermark © Weichselbraun Helmuth

Kärntens WK-Präsident Jürgen Mandl brach eine Lanze für Junge: „Die Leistungsbereitschaft etwa bei Medaillenkämpfen der Lehrlinge ist groß.“ Jetzt gehe es aber vor allem um die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Österreich: „Es ist hoch an der Zeit jetzt die Lohnkosten zu senken.“ Die Kärntner Wirtschaft sei grundsätzlich „extrem leistungsfähig“, trotz eingetrübter Konjunkturdaten. Matthias Winkler, der Chef der Sacher-Unternehmensgruppe, erlebt in vielen Betrieben des heimischen Tourismus eine „Hochleistungskultur“, auch bei Sacher. Die Anforderungen in der Branche seien heute größer als noch vor ein paar Jahren. Und Winkler gesteht, dass die Gehälter im Tourismus „lange viel zu niedrig waren, heute sind sie fair, aber sie werden noch weiter steigen“.

Weniger Einzelkämpfer

„Wir sehen einen Trend weg vom Einzelkämpfer, hin zum Team“, erklärte Patricia Neumann, Geschäftsführerin von Siemens Österreich. Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) plädierte für einen gesellschaftlichen Schulterschluss, „Leistung einzufordern“. Diese müsse „die unangenehme Botschaft absenden: Wenn du aus freien Stücken weniger ins System hineingibt, muss der Output entsprechend aliquotiert werden.“ Christina Wilfinger, Geschäftsführerin von SAP Österreich, weiß, was man von US-Unternehmen lernen kann: „Leistungskultur. Es soll einen Unterschied ausmachen, ob man mehr leistet oder Besseres leistet.“ Zahlt man ein leistungsabhängiges Gehalt, könne man auch Leistung fordern. Auch Wilfinger zieht einen sportlichen Vergleich: Kein Läufer trete bei einem Marathon an, nur um durchzukommen: „Leistungskultur ist bei uns im Blut drinnen. Diesen Leistungsgedanken kann man im Unternehmen fördern.“