Trotz Rezession und deutlich gesunkener Wohnbaufinanzierung konnten die 27 selbstständigen regionalen Raiffeisenbanken in Kärnten sowie die RLB Kärnten 2023 gemeinsam mit einem Rekordgewinn abschließen. Die Bilanzsumme kletterte um rund eine viertel Milliarde auf 11,3 Milliarden Euro, das Betriebsergebnis beträgt 196 Millionen Euro, das EGT stieg um um 143 Prozent auf 140,4 Millionen Euro. Verantwortlich für die Differenz sind schlagend gewordene Ausfälle im Ausmaß von 16 Millionen Euro sowie Risikovorsorgen von 40 Millionen Euro für 2024 und 2025, erklärt RLB-Vorstand Gert Spanz. Neun Millionen Euro zum Ergebnis trägt die 3,5-Prozent-Beteiligung der Kärntner RLB an der RBI in Form einer Dividende zum EGT bei, in diesem Jahr werden es sogar 14,5 Millionen Euro sein.

Die RLB Kärnten selbst steigerte ihre Bilanzsumme auf 4,6 Milliarden Euro (plus 200 Millionen), das EGT stieg von 17 auf 27 Millionen Euro. Die Kernkapitalquote der Raiffeisenbanken-Gruppe legte von 16,8 auf 18,4 Prozent zu, das Kernkapital beträgt nunmehr knapp eine Milliarde Euro, ein Plus von fast 100 Millionen.

Verantwortlich für diese Rekordergebnisse sind vor allem die hohen Zinsen und die in Summe geringen Risikokosten. Denn die Entwicklung der Kreditausfälle im Privatkundengeschäft sehe man weiterhin „entspannt“, so Spanz. Sehr wohl im Steigen begriffen seien aber Probleme von Firmenkunden bei der Bedienung von Krediten im Baubereich, insbesondere im Bau- und Baunebengewerbe komme es vermehrt zu Stundungen. Spanz: „Das nimmt zu, auch bei Insolvenzen müssen wir davon ausgehen, dass noch das eine oder andere kommt und sich daher die Kreditausfälle im Firmenkundenbereich verschärfen werden.“

Ausleihungen stiegen leicht

Raiffeisen-Kunden hätten auch 2023 mit hohen Baukosten, gestiegenen Zinsen und strengen Kreditvergaberichtlinien zu kämpfen gehabt, das führte zu einem Rückgang bei den Finanzierungen im Privatkundenbereich um zwei Prozent, auch bei Konsumkrediten sanken die Ausleihungen, während die Finanzierungen für Firmenkunden 2023 trotz Rezession um vier Prozent zulegten. In Summe stiegen die Finanzierungen um ein Prozent auf 6,6 Milliarden Euro.

6,9 Milliarden Euro Einlagen

Die Einlagen betrugen im vergangenen Jahr 6,9 Milliarden Euro, wegen der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten wurde weniger gespart, erklärt RLB-Vorstandssprecher Manfred Wilhelmer. Das Volumen der Wertpapierdepots stieg hingegen um 22 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Insgesamt unterhalten rund 280.000 Kunden eine Bankbeziehung zu einer Kärntner Raiffeisenbank, ähnlich viele wie im Jahr zuvor. Um 50 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren nutzen dazu digitale Angebote, Raiffeisen sei im Online-Banking ebenfalls deutlicher Marktführer. Angekommen ist in Kärnten auch das Zahlen via Smartphone, Raiffeisen meldet einen Zuwachs der Bezahlvorgänge um 238 Prozent. Der Trend zu Digitalisierung zeige sich auch in massiv steigenden Abschlüssen beim Online-Sparen und Online-Bausparen, wenngleich noch auf niedrigem Niveau. „Wir sind mitten in der digitalen Transformation“, so RLB-Vorstand Georg Messner.

„Erfüllen Bargeld-Auftrag“

Dennoch hält man an den 123 Bankstellen fest. Auch sehe man sich in der Pflicht, den „Bargeld-Auftrag“ zu erfüllen. In 106 Gemeinden betreibt Raiffeisen 207 Geldausgabeautomaten, in weiteren 20 Gemeinden sei ein Bankomat in der Nachbarkommune in 5-Kilometer-Reichweite. „Das heißt, wir sind fast flächendeckend in Kärnten präsent“, so Messner.

Nach wie vor kommt es zu Zusammenschlüssen von Raiffeisenbanken in Kärnten, um eine kritische Größe zu erreichen, die aus Gründen der Regulierung bei rund 500 Millionen Euro Bilanzsumme liegt. Zu vier weiteren Zusammenschlüssen werde es in diesem Jahr wohl noch kommen, im Sommer sollen die entsprechenden Beschlüsse gefällt werden, dann wären es noch 23 regionale Giebelkreuz-Banken. Erfreulich sei, so Spanz, dass nur noch zwei Banken Verbindlichkeiten beim Solidaritätsfonds von Raiffeisen hätten, es sei absehbar, dass in ein, zwei Jahren keine Bank mehr Schulden beim internen Solidaritätsfonds mehr haben werde.

Positive Nachrichten für Kreditnehmer: Wilhelmer erwartet, dass die Leitzinsen in diesem Jahr ab Juni in drei Zinsschritten um 0,75 Prozent sinken werden.