In der finalen Bauphase wird nun der 33 Kilometer lange Koralmtunnel mit Bahntechnik ausgerüstet. Dabei kommen laut ÖBB-Aussendung nahezu nur heimische Bahntechnikspezialisten zum Zug. 655 Unternehmen waren bisher beim Koralmtunnel direkt beschäftigt, rund 95 Prozent davon österreichische Betriebe. Aktuell sind noch 134 Auftragnehmer im Einsatz. „Dazu kommen unzählige regionale Subunternehmen“, sagt ÖBB-Projektleiter Klaus Schneider. Sie sorgen derzeit dafür, dass 70 Querschläge – Verbindungen zwischen den Tunnelröhren – mit Sicherheits-, Elektro- und Telekomtechnik ausgestattet werden. Dazu werden unter anderem 2000 Kilometer Kabel verlegt, 550 Verteiler montiert und 90 Klimaanlagen installiert.

Durch Verwirbelungen können kurzfristig lokal sogar Windgeschwindigkeiten bis zu 350 km/h entstehen
Durch Verwirbelungen können kurzfristig lokal sogar Windgeschwindigkeiten bis zu 350 km/h entstehen © Chris Zenz - Office@chriszenz.com

Allein der Weg zum Arbeitsplatz dauert bis zu 90 Minuten, da der Tunnel nur über das Ost- oder Westportal erreicht werden kann. Mehr als die Hälfte des Tunnels ist bereits mit Technik ausgerüstet. Bis Ende des Jahres werden alle Hauptarbeiten fertiggestellt. Parallel startete mit März bereits die Installation der Oberleitung. Selbst im Bahnbauland Österreich gibt es nur wenige Betriebe mit entsprechendem Know-how und Qualifikationen.

Die ARGE Rhomberg Fahrleitungsbau GmbH & European Trans Energy GmbH ist beim Koralmtunnel für diesen wesentlichen Arbeitsschritt zuständig. Bis zu 250 km/h Betriebsgeschwindigkeit sind künftig im Tunnel möglich. Durch Verwirbelungen können kurzfristig lokal sogar Windgeschwindigkeiten bis zu 350 km/h entstehen. Verbaut wird eine sogenannte Deckenstromschiene, die dermaßen hohe Fahrgeschwindigkeiten überhaupt erst betriebs- und ausfallsicher möglich macht.

ÖBB-Projektleiter Klaus Schneider
ÖBB-Projektleiter Klaus Schneider © ÖBB

Digitaler Tunnel hilft bei Wartung

Damit die Fülle an Technik später effektiv gewartet werden kann, gibt es vom Koralmtunnel und anderen Bauwerken übrigens einen „digitalen Zwilling“. Das bedeutet, dass per „Building Information Modeling“ (BIM) geplant und umgesetzt wird. Der Begriff steht für die vernetzte Planung, den Bau und die Bewirtschaftung. So können jederzeit sämtliche Information über Materialien, Mengen oder Leitungen abgerufen werden.

Insgesamt sind derzeit weit über 500 Menschen direkt auf der Baustelle beim Koralmtunnel beschäftigt, davon rund 150 pro Arbeitsschicht vor Ort im Tunnel. Inklusive Dienstleister und Zulieferer sind weit über 1000 Menschen am Projekt beteiligt. Die Hauptbauarbeiten werden dabei bis Ende des Jahres abgeschlossen. Danach geht der Koralmtunnel samt steirischem Abschnitt in die „Inbetriebnahmephase“ über. Mehrere Monate heißt es dann testen, messen, üben, proben und einschulen. Dazu kommen viele behördliche Genehmigungen – bis es Ende 2025 schließlich heißt: „Bahn frei für die Koralmbahn“. 

Ende 2025 heißt es laut ÖBB „Bahn frei für die Koralmbahn“ 
Ende 2025 heißt es laut ÖBB „Bahn frei für die Koralmbahn“  © ÖBB/Zenz