Ein gelber Pkw prallt gegen einen Stromkasten, der Lenker ist schwer verletzt. Ein völlig demolierter Wagen liegt auf der Seite, er drückt die Fahrertür des gelben Autos ein. Für den Lenker gibt es kein Entkommen. Er braucht Hilfe. Schon marschieren sechs Feuerwehrkameraden zum Unfallort. Wie Gladiatoren, bereit für den Kampf, beschreiten sie die Arena. Von der Tribüne, keine drei Meter von den verunfallten Autos entfernt, schallt Applaus. Da ertönt die Sirene, die Kameraden laufen los. Und die Uhr beginnt zu ticken. Das Unfallszenario ist angerichtet.

Schnell und schonend

Seit Freitag beherbergte die beschauliche Gemeinde Mooskirchen im Bezirk Voitsberg einen internationalen Feuerwehrbewerb, dieTHL-Tage: Mehr als 30 Feuerwehren aus dem In- und Ausland übten Rettungswege, um fiktive Schwerverletzte so schnell und schonend wie möglich aus Unfallwracks zu retten. „30 Minuten vor jedem Einsatz sperren wir das Team so lange weg, bis wir das neue Szenario aufgebaut haben“, erklärt Philipp Müller, der stellvertretende Kommandant der Feuerwehr Mooskirchen.

Müller lehnt sich gegen die Absperrung. Vor ihm gibt der Gruppenkommandant Anweisungen durch: Das gelbe Autowrack stabilisieren, die Rückscheibe mit einer speziellen Folie abkleben und einbrechen. Dann die Seitentür aufschneiden, damit es der Rettungssanitäter ins Innere zum Opfer schafft. Hautnah beobachten die Zuschauer den Rettungsweg, den sich die Kameraden binnen Sekunden überlegen – sie erleben den Ernstfall.

So wie Emil. Der Sechsjährige ist mit seiner Mutter extra aus Graz angereist. „Emil ist ein riesiger Fan der Feuerwehr, aber er muss noch vier Jahre warten, bis er dazu darf“, erzählt Dani Pussing schmunzelnd. Die großen Einsatzfahrzeuge sowie die Feuerwehrkluft haben es dem Burschen angetan. „Die haben den Patienten rausgeholt, aber es war kaum noch Zeit übrig!“, erzählt Emil von dem fiktiven Unfallszenario in der Arena. Jetzt aber stattet er den zahlreichen Fachausstellern einen Besuch ab, um sich medizinische Notfallkoffer oder die hydraulischen Rettungsgeräte Schere und Spreizer anzuschauen.

Szenario: geschafft

Das Team rund um den Mooskirchener Feuerwehrmann Christoph Rothschedlbaut unterdessen das nächste Szenario auf: einen Überschlag, der Pkw ist gegen eine Betonleitwand gekracht. Keine 15 Meter weiter haben die Kameraden das Dach des gelben Autos aufgeschnitten und den Verletzten bereits geborgen. Der Sanitäter, der das Unfallopfer mimt, steht wieder auf. Die Kameraden haben die Rettung binnen der vorgegebenen 20 Minuten geschafft. „Mich freut die sehr gute Qualität der Teams“, sagt Christian Nocker, der Cheftrainer der THL-Tage aus Tirol, und nickt.

Auf der Tribüne sind Theresia und Johann Schulz aus Mooskichen beeindruckt: „Hochachtung, was die Feuerwehr zu leisten imstande ist – noch dazu freiwillig!“ Und die nächste Sirene ertönt.