Seit mehr als drei Jahrzehnten ist Oliver Pink in der heimischen Fernsehlandschaft präsent. Zuletzt führte er sein Publikum im Rahmen seiner TV-Dokumentation „Wunderkammern 2“ in die Ateliers steirischer Künstlerinnen und Künstler. Am Tag der Arbeit blickt der Filmemacher aus Ligist mit uns zurück und erzählt, wie sich sein Beruf verändert hat.

Der „echte Donawitzer“, der seit 14 Jahren in der Weststeiermark lebt, kam 1992 als Musikredakteur zum ORF – zu einer Zeit, als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte. Damals wurde das Tonmaterial noch nicht am Computer geschnitten, sondern Tonbänder buchstäblich zerschnitten und an der passenden Stelle wieder zusammengeklebt. „Nicht nur einmal ist mir eine Rolle hinuntergefallen, das Band wieder zusammenzuflicken war unmöglich“, erinnert sich Oliver Pink. Groß, schwer und sündteuer waren die Kameras, die ihn lange bei seinen Dreharbeiten umgaben. Anders als heute konnte das Videomaterial nicht sofort nach der Aufnahme über eine Cloud verteilt werden, der Regisseur musste mit Kassetten ins Landesstudio fahren, wo es eine entsprechende Leitung gab. Per Satellit gingen die Bewegtbilder hinaus in die Welt.

Der Mensch und seine Geschichte

Nach der digitalen Revolution um die 2000er sind viele Arbeitsschritte einfacher geworden. „Heute gibt es jegliche Software, um Videos zu bearbeiten. Ich könnte heute einen Film aus lauter Fake-Bildern machen“, sagt Pink. Wenn es darum geht, den Menschen mit seiner persönlichen Geschichte zu begreifen und abzubilden, dürfte künstliche Intelligenz den Menschen jedoch nicht so schnell ersetzen können. „Und jeder Mensch hat seine eigene, außergewöhnliche Geschichte. Ich wollte diese Geschichten schon immer erzählen und am Leben halten“, erläutert Pink seine Philosophie.

Der technische Fortschritt hinterlässt zweifelsfrei seine Spuren. Einerseits bringe er viele Vorteile, „andererseits geht Hollywood jetzt schon auf dem Zahnfleisch, viele Berufsbilder gehen verloren, weil alles Mögliche mit dem Computer generiert wird. Der Wandel in der Technologie ist unglaublich, aber ich habe auch Angst um die Kreativität, die in jedem steckt“, gibt Pink zu.

Oliver Pink in seinem Garten in Ligist
Oliver Pink in seinem Garten in Ligist © Cescutti Robert

Auch wenn niemand weiß, was die Zukunft bringt, rät der Filmemacher Interessierten, den Beruf auszuprobieren. „Das Schöne ist, dass man Menschen aus allen Schichten kennenlernt und seinen Horizont erweitern kann.“ Dazu gehört auch, viel zu reisen. Hongkong ist zu Pinks zweiter Heimat geworden, und jedes Jahr verbindet er eine Reise nach London mit der Betreuung der Katzen alter Freunde. Auch mit einigen Prominenten, die er vor die Kamera holte, verbindet ihn noch heute eine Freundschaft.

Von Mr. Bean zu Lance Armstrong

Interviews mit „Mr. Bean“ Rowan Atkinson, Radrennfahrer Lance Armstrong, Sängerin Gloria Gaynor, Moderatorin Sonya Kraus oder Komiker Mike Krüger sind ihm in besonderer Erinnerung geblieben. „Wenn man positiv auf die Leute zugeht, kriegt man das Interview eher, als wenn man sie in der Hecke auflauert und negativ anspricht“, weiß Pink, der im Alter von sechs Jahren damit begonnen hat, Musikstücke zu komponieren und seine Filmmusik selbst produziert.

Am 11. Juni findet im Zuge des „Fine Crime“-Festivals in Graz die Vorpremiere seiner Dokumentation über Jerry Cotton und Heftromane statt, die Pink schon sein ganzes Leben lang begleiten. Im Herbst holt er Menschen vor den Vorhang, die sich für das Gemeinwohl engagieren. In „So sind wir“ porträtiert Pink Menschen aller 17 Grazer Bezirke, darunter etwa eine Russin, die Kindern aus der Ukraine Deutsch-Nachhilfe gibt. Eines kann der Regisseur versichern: „Es gibt tausende Menschen, die sich für das Gemeinwohl einsetzen, wir zeigen keine Fakes, sondern echte Bilder und Menschen.“