Alles nahm seinen Anfang, als der gebürtige Grazer Thomas Blaindorfer für seine Großeltern eine Betreuung suchte. Er erkannte, wie schwierig es war, passende Pflegekräfte zu finden und gründete seine eigene Agentur - mit 24 Jahren.

Zehn Jahre später versorgt sein Unternehmen, die „Pflegebörse“ mit Hauptsitz in Gleisdorf, rund 300 Klientinnen und Klienten in ganz Österreich und zwischen 50 und 100 Kunden in Deutschland. Möglich macht das ein großes Online-Portal. Mehr als 16.000 rumänische Betreuerinnen und Betreuer stehen zur Verfügung.

Drei Anreisen wöchentlich

„Wir arbeiten mit mehreren Agenturen zusammen und haben sechs große Außenstellen in Rumänien“, erzählt Blaindorfer, der in Wien lebt. „Es braucht ein riesiges Netzwerk, um die Betreuung sicherzustellen.“ Dreimal pro Woche (dienstags, donnerstags und samstags) reist Personal aus Rumänien an und ab. 28 Tage bleiben sie bei ihren Klienten.

„Wenn jemand am Dienstag bei uns anfragt, können wir am Donnerstag eine geeignete Kraft schicken“, sagt Blaindorfer. Sollte ein Betreuer ausgetauscht werden müssen, wird binnen kürzester Zeit und ohne zusätzliche Kosten ein Ersatz organisiert.

Möglich sei das vor allem durch die ausgeklügelten Abläufe sowie durch die Software, die Webseite und eine App. Federführend bei deren Entwicklung war der gebürtige Hartberger Edonis Mirakaj, der in Gleisdorf lebt und als Kundenbetreuer für die „Pflegebörse“ tätig ist.

Wie funktioniert die „Pflegebörse“?

Auf der Webseite können sich Interessierte durch die Betreuerinnen und Betreuer klicken. „Sie finden bei uns Fakten“, sagt Mirakaj. Nachzulesen ist etwa, wie viele Dienste geleistet wurden, wie viele Jahre Berufserfahrung die Betreuerin mitbringt, wie ihre Qualifikation und ihre Deutsch-Kenntnisse sind. Auch Bewertungen von ehemaligen Klienten sind zu finden.

Online wird einem auch ausgerechnet, wie viel die Betreuung kosten wird. „Es startet aber keine Betreuung, ohne dass wir vorab ein persönliches Gespräch mit den Klienten hatten“, sagt Blaindorfer. In Österreich hat er 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, einige davon befinden sich in Tirol, Vorarlberg und Niederösterreich.

Neue App

„Wir sind gut organisiert und könnten ein Wachstum von 50 Prozent mittragen“, so Mirakaj. Hilfreich sei auch die App, die seit rund einem Jahr auf dem Markt ist. Durch sie erhalten Angehörige wichtige Informationen rasch, können alle Dokumente sowie Live-Standorte einsehen und mit Mitarbeitern der „Pflegebörse“ kommunizieren. „Mindestens 50 Prozent unserer Kunden nutzen die App“, sagt Mirakaj.

Die meisten Kunden finden über die Google-Suche zur Börse, gefolgt von Empfehlungen. „Wir betreuen unsere Klienten im Schnitt sechs bis zwölf Monate“, so Blaindorfer. Die kurze Dauer liege an dem Alter und dem Gesundheitszustand der Kunden. Es gibt durchaus längere Betreuungen. „Die Familie, die am längsten bei uns ist, betreuen wir seit 2016.“

Dennoch gibt es viele Herausforderungen in der 24-Stunden-Betreuung. Eine davon ist die Finanzierung. 800 Euro Zuschuss leistet der Staat für die 24-Stunden-Betreuung, in Pflegeheimen werde mehr übernommen und das, obwohl die Betreuung zu Hause insgesamt günstiger sei, kritisiert Mirakaj. „90 Prozent der Klienten wollen zu Hause bleiben, sie haben hier intensivere Betreuung. Meiner Meinung nach ist es die bessere Lösung.“