Wohl jeder Pendler, der regelmäßig die L 201 von Feldbach Richtung Kirchberg an der Raab befährt, kennt die großen Hallen mit dem hohen Turm, die sich zwischen Berndorf und Kirchberg an der Straße ausbreiten. Wer dort drinnen steckt, ist unschwer zu erkennen, zeigt doch das recht auffällige Logo am Silo, dass es sich um den Sitz der Tischlerei Prödl handelt. Neben zahlreichen Privatkunden zählen auch die Österreichische Nationalbank, das Schlossbergmuseum in Graz oder die Wiener Stadtwerke zu den Abnehmern.

Matthias Prödl ist stolz auf jedes Projekt
Matthias Prödl ist stolz auf jedes Projekt © Sara Sera

„Natürlich macht das auch irgendwie stolz, weil man das herzeigen kann. Aber jeder Kunde ist bei uns gleich und wir sind stolz auf jedes Projekt. Egal ob klein oder groß, In- oder Ausland“, sagt Matthias Prödl. Gemeinsam mit seinem Vater Josef Prödl führt er die gleichnamige Tischlerei, den dazugehörigen Möbelhandel namens „Workshop“ in Wien leitet er alleine.

Junge Menschen für das Handwerk begeistern

Strategische Entscheidungen treffe man gemeinsam, so Matthias Prödl, denn Herausforderungen gibt es in der Branche genug. Das fängt, wie in so vielen Handwerksberufen, bereits bei der Mitarbeitersituation an: „Die Suche ist nicht mehr wie vor 20 Jahren. Heute sucht sich eher ein Bewerber eine von drei Firmen aus“, so Prödl. Die Tischlerei suche eigentlich immer nach Mitarbeitern und will auch mit der Teilnahme an der „Erlebniswelt Wirtschaft – made in Styria“ junge Menschen für das Handwerk begeistern. Denn nur Dank der Mitarbeitenden könne man die Qualität gewährleisten, die man den Kunden liefern wolle. „Man kann viel digitalisieren und programmieren und das machen wir auch schon häufig. Aber das richtige Zusammenbauen der Teile bleibt Handwerk“, erklärt Prödl. So treffe Innovation auf Tradition.

Aber auch das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt viele Tischler, was durchaus auch am nachwachsenden Hauptwerkstoff liegen dürfte. Für den Geschäftsführer des Kirchberger Betriebs ist die Nachhaltigkeit nicht unbedingt grundsätzlich in der häufigen Verwendung Holz zu suchen, eher müsse das Drumherum passen: „Woher kommt das Holz? „Wie oft fliege ich mit dem Flieger? Wie groß ist mein ökologischer Fußabdruck? – Das sind die Fragen.“ In der Tischlerei Prödl wird das ganze Jahr mit Abfällen aus der eigenen Produktion geheizt, über die PV-Anlage können rund 80 Prozent des Stromjahresbedarfs gedeckt werden und die Nutzung von Stromautos sei sowieso selbstverständlich.

Langfristig Planen

Eine Lösung für Zeitlosigkeit – die müsse jeder finden und die Tischlerei Prödl versuche das auch über ihre Nachhaltigkeit zu schaffen. Dieses langfristige Denken kommt auch vom Kunden: „Ich will die Möbelindustrie gar nicht schlecht reden, ich find‘s super, aber wer dorthin schaut, plant für zehn Jahre. Mit einer Küche von Tischlerbetrieben muss man 30 Jahre vorausdenken, so lange hält sie“, erklärt Prödl.

Auch Josef Prödl senior, Großvater von Matthias Prödl, plante vorausschauend, als er 1956 den Betrieb gründete. Zu Beginn fertigte er so ziemlich alles, egal ob Fenster, Türen, Boden oder Sarg, rasch spezialisierte er sich jedoch auf die Küche. Damals nicht selbstverständlich, denn „die Küche war noch nicht so ein zentraler Raum wie heute, eher ein Nebenraum.“ Bei Messen in Graz – „damals eine Weltreise von Kirchberg“ – zeigte er bereits in den 1960er Jahren seinen Zugang zu Küchen, um sie vom Randmöbel wegzubringen.

Josef und Matthias Prödl führen die Tischlerei gemeinsam
Josef und Matthias Prödl führen die Tischlerei gemeinsam © Sara Sera

Ein Thema, das über die Jahre und alle drei Generationen geblieben ist. Zwar begann dann Josef Prödl junior 20 Jahre später vermehrt mit Architekten zusammenzuarbeiten und so auch Kontakte für Projekte wie die Nationalbank zu sammeln, aber Matthias Prödl ist sich sicher: „Die Küche war, ist und wird auch immer das zentrale Element sein. Mit der individuell angepassten Küche wollen wir auf Mensch und Raum zugehen und die beste Lösung finden.“