Tag 1 nach dem Großbrand am Areal der ehemaligen Rösselmühle in Gries, mitten in Graz: 13 Feuerwehrleute der Berufsfeuerwehr löschten letzte Glutnester in einem vierstöckigen, leer stehenden Gebäude. Dieses war Samstagnachmittag komplett ausgebrannt. Dachstuhl und hölzerne Zwischendecken stürzten in sich zusammen. Es stinkt nach verkohltem Holz, Löschwasser tropft zu Boden. "Der Bereich ist komplett niedergebrannt", schildert Feuerwehr-Einsatzleiter Gerald Wonner.

Ein Gebäude der Rösselmühle brannte Samstagnachmittag komplett aus
Ein Gebäude der Rösselmühle brannte Samstagnachmittag komplett aus © Thomas Wieser

Bereits der vierte Brand: War es wieder Brandstiftung?

An Spekulationen über die Brandursache wollte er sich Sonntagvormittag vor Eintreffen der Brandermittler nicht beteiligen. War es Brandstiftung? Bereits 2017 brannte es in einem Nebengebäude, damals wurde ein zwölfjähriger Zündler ausgeforscht. Auch danach gab es zwei weitere, kleinere Brände. "Es ist natürlich superspannend hier für Jugendliche. So gut kann man das Areal gar nicht absperren, dass nicht jemand hineinkommt", erklärt Birgit Leinich. Sie ist Geschäftsführerin des Wohnbauträgers ÖSW, Hälfteeigentümer des seit 2014 verwaisten Rösselmühl-Areals.

Hoffen auf Umwidmung

Aber wie geht es nun weiter? Die Eigentümer des seit 2014 leer stehenden Industriekomplexes nahe dem Oeverseepark und dem Mühlgang wollen das Areal ja schon seit Jahren entwickeln. Sie setzen auf gemeinnützige Wohnungen, auf Gewerbe, auch Kultureinrichtungen. Derzeit ist das Areal mit den desolaten Gebäuden allerdings noch für Industrie und Gewerbe gewidmet.

Die Eigentümer kritisieren die Stadt Graz: "Ich hoffe, die Stadt erkennt jetzt, dass sie Gas gibt. Wir versuchen seit Jahren, etwas Gutes auf die Beine zu stellen. Es gibt sündteure Studien, aber wir dürfen nicht starten. Jetzt wird es langsam schwierig, das Ganze zu erhalten. Wir wissen nicht, ob die Gebäude geschliffen werden. Hoffentlich gibt es bald eine Umwidmung von Gewerbe und Industrie in Wohnen und Gemischtes", sagt am Sonntag Eva Polsterer, eine der Gesellschafterinnen der im Vorjahr gegründeten Römü GmbH und ehemalige Geschäftsführerin der Rösselmühle.

Und weiter: "Seit sieben Jahren geht nichts weiter, wir haben mehrere Gespräche mit Siegfried Nagl, Elke Kahr und Judith Schwentner geführt. Es waren auch schon mehrere Architekten mit dem Areal befasst. Noch steht in den Sternen, was dort hineinkommt. Wir möchten zu einem zweistufigen Bewerb einladen. Man könnte ein super Gesamtkonzept umsetzen, mit der Postgarage, dem Oeverseepark und dem Geriatriezentrum."

Gebäude abreißen?

Birgit Leinich, Geschäftsführerin des Wohnbauträgers ÖSW, ergänzt: "Wir haben der Stadt einen Entwicklungsproess unterbreitet. Ich bin Stadtplanerin mit Leib und Seele, wenn man die Stadt verdichten kann, soll man es tun. Jetzt muss man Grundlagen herleiten, was man braucht und was wir wollen. Der Prozess der Umwidmung zieht sich schon ewig, es braucht eine seriöse Entwicklung dieses Ortes. Es soll keine Anlegerwohnungen geben, wir sind keine bösen Investoren. Als der Betrieb still gelegt wurde, hofften wir, dass wir schneller ins Tun kommen."

Bürgermeisterin Kahr: "Wird in den nächsten Wochen Thema in Koalition"

Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr war am Samstag gleich vor Ort. "Ich wohne gleich in der Nähe, bin von der Arbeit heim und habe den Rauch gesehen", schildert Kahr. Sie habe schauen wollen, ob Leute eine Unterkunft benötigen, mit dem Einsatzleiter und auch den Mitarbeitern der Geriatrsichen Gesundheitsszentren (GGZ) gesprochen, deren Standort gleich neben der Rösselmühle ist. "Das Wichtigste ist, dass keinem etwas passiert ist", sagt die Bürgermeisterin.

Bisher sei der Verbleib der Rösselmühle und mögliche Umwidmungen nicht Thema in der Koalition aus KPÖ, SPÖ und Grüne gewesen. Das soll sich in den nächsten Wochen ändern. Das sei sowieso geplant gewesen, der Brand werde da jetzt nichts beschleunigen.

"Die Stadt muss viele Interessen berücksichtigen. Wir werden uns anhören, was es für Gedanken gibt. Noch gibt es keine konkreten Pläne. Es muss aber jedenfalls ein Mehrwert für die Bevölkerung da sein." Vermeiden will die KPÖ-Politikerin, dass "hochpreisiges Wohnen" an der Stelle der Rösselmühle entsteht.

Die Geschichte der Grazer Rösselmühle: