„Diese Forderung ist schon so alt, die gab es schon lange vor meiner Zeit in der Radlobby“, sagt „Argus“-Obfrau Heidi Schmitt. Rund drei Jahrzehnte hat es gedauert, bis ab morgen ein lange gewünschter Lückenschluss angegangen wird. Mit dem Baustart des Radwegs am Joanneumring wird der Rad-Ring um die Grazer Innenstadt geschlossen, ab Ende Oktober führt dann eine mehr als vier Kilometer lange Radroute von der Keplerbrücke über das Glacis, den Joanneumring und die Neutorgasse, die im Sommer fertiggestellt werden soll.

Nach einem Streit um Vitrinen und Parkplätze unter Verkehrsstadträtin Lisa Rücker (Grüne) lag das Projekt bis zur Radoffensive und Innenstadtentlastung jahrelang auf Eis (siehe auch Chronologie), daran änderten Initiativen wie das „Ring-Radeln“ und auch Expertenstimmen nichts: „Was zum Teufel ist denn das?“, fragte etwa der dänische Fahrrad-Guru Mikael Colville-Andersen 2016 bei einem Lokalaugenschein: „Da ist ja aller Platz der Welt vorhanden, aber es gibt nur Autos. Das hier ist wie 1952.“

Was nun kommt, ist „eines der Herzstücke der Radoffensive“, wie Vizebürgermeisterin Judith Schwentner betont: Zwischen Raubergasse und Eisernem Tor entsteht bis Oktober ein 250 Meter langer und drei bis vier Meter breiter Zweirichtungsradweg. Der Radweg am Opernring wird saniert und vom Fußweg mit Pflastersteinen abgegrenzt. Während der Arbeiten soll es nur zu geringen Auswirkungen für alle Verkehrsteilnehmer kommen. Aber: Auf der Südseite entfallen 54 KfZ-Stellplätze, 33 auf der Nordseite bleiben erhalten. 60 Radabstellplätze kommen neu. Fünf Bäume wurden versetzt, fünf kranke fallen, dafür werden 14 neue gepflanzt (Opernring und Schmiedgasse).

Übersichtskarte: So wird der neue Radweg am Joanneumring verlaufen
Übersichtskarte: So wird der neue Radweg am Joanneumring verlaufen © Infografik Kleine Zeitung / Eva Wabscheg

Keine eigene Busspur mehr: ÖVP übt Kritik

Beschlossen worden ist der Radweg vergangenen September im Grazer Gemeinderat. Dazu hat die ÖVP nun auch einen Abänderungsantrag gestellt: Man sollte wieder zur ursprünglichen Planung aus dem Jahr 2021 zurückzukehren. Dabei geht es um eine zusätzliche Spur, die im ursprünglichen Konzept für Busse vorgesehen war. Die Streichung dieser Spur sieht die Volkspartei als Fehler, die neuen Pläne würden den Steuerzahler durch die Verlegung der Straßenbahnschleife eine halbe Million Euro mehr kosten, dabei aber keinerlei Nutzen haben. „Wer Radwege baut, sollte auch andere Verkehrsmittel mitdenken, insbesondere den öffentlichen Verkehr“, sagt der Grazer ÖVP-Chef und Stadtrat Kurt Hohensinner, es bestehe die Gefahr, dass der Bus hier im Stau stehe. Für Gemeinderat Martin Brandstätter wird hier „sinnlos Geld verbrannt“.

Rad-Initiativen sehen noch viele weitere Baustellen

Die Initiativen Argus Steiermark und auch „MoVe iT“ begrüßen den Lückenschluss. Die Radlobby spricht sich allerdings gegen das nun diskutierte Fahrradverbot in der Schmiedgasse aus. „Wir gehen davon aus, dass sich der Radverkehr verlagern wird und das eine wesentliche Entspannung in der Schmiedgasse bewirken wird“, sagt Heidi Schmitt von Argus. Hilfreich wäre außerdem eine autofreie Raubergasse und, dass die Durchfahrt für Radfahrende beim Amtshaus wieder möglich wird. Für „MoVe iT“ gibt es allerdings noch viele Lücken, bis es bleiben noch viele weitere Baustellen auf dem Weg zu einem sicheren Radwegenetz in Graz – zwischen der Oper und dem TU-Campus Inffeldgründe, zwischen Radetzkyspitz und Griesplatz. Außerdem, ergänzt Schmitt, brauche es dringend die Öffnung des Grieskais für Fahrräder als wichtige Verbindung entlang der Mur.