„Rettet die Liebe“: Um nichts weniger ging es in einem dramatischen Hilferuf, der gestern früh die Grazer Partyszene ereilte. Der Schlagergarten Gloria steht kurz vor der Absage, hieß es. Etwas mehr als zwei Wochen vor dem geplanten Termin am 28. April im Volksgarten sind laut Veranstalterteam die Förderzusagen der Hauptförderer Kultur Steiermark und Kultur Stadt Graz noch immer ausständig. Dazu kommt, dass mit der Inflation und neuen Behördenauflagen die Infrastrukturkosten explodieren.

Seit dem Beginn im Rahmen des Lendwirbel 2010 im Gastgarten der jetzigen „Hummel“ ist das Fest im Volksgarten zu einem der beliebtesten des Jahres in der Stadt geworden. Tausende Menschen von Jung bis Alt füllen jedes Jahr unter dem Motto „Liebe, Liebe, Liebe“ die Wiesen rund um die kleine, bunt geschmückte Bühne, feiern friedlich auf Picknickdecken und tanzen selig zu Schnulzen, Italopop-Perlen und unverwüstlichen Popklassikern aus vergangenen Jahrzehnten. Hinter den Kulissen wird es aber immer schwieriger, das Fest auf die Beine zu stellen. „Wenn die Menschen uns nicht dauernd anreden würden, dass wir auf keinen Fall aufhören dürften, weil es das schönste Fest des Jahres wäre, hätten wir schon längst hingeschmissen“, seufzt Gregor Schenker alias Favela Gold, von Anbeginn als Mitveranstalter, aber auch als Künstler mit von der Schlagerparty.

27.000 Euro würden an Kosten alleine für Toiletten, Müllentsorgung, Security & Co. zusammenkommen. In den Vorjahren war man von Stadt und Land mit 5.000 bzw. 7.000 Euro gefördert worden, dazu kamen 10.000 Euro aus der Programmförderung des Stadtteilfests „Lendwirbel“ – das fällt heuer allerdings auch weg, da die beiden Events mittlerweile getrennt veranstaltet werden. Der „Lendwirbel“ wird heuer erstmals nicht mehr eine ganze Woche lang dauern, sondern auf ein Wochenende (2. bis 5. Mai) komprimiert. Neu ist, dass man vier Zonen zu den Inhalten aus Diskurs, Kunst, Bewegung und Musik schafft. Der Konzertstandort wird als Wandermusikspot von der Griesgasse über den Mariahilfer- zum Lendplatz wechseln.

Fotos: So schön war der Schlagergarten 2023

Kann der Schlagergarten heuer aber noch gerettet werden? Heuer bekam man bislang lediglich unbürokratisch 5.000 Euro von Bürgermeisterin Kahr und 1.000 Euro aus dem Budget des Bezirks Lend zugesprochen. Um die dringendsten Kosten zu decken und eine Absage noch abzuwenden, hat man gestern auch eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Unter dem Titel „Save the Schlagergarten: Rettet die Liebe“ ist auf der Plattform Gofundme jeder Euro willkommen, ab 20 Euro gibt es liebevolle Geschenke für die Unterstützenden, von „Frinks“ (das von der Band Bilderbuch geprägte Wort für „Free Drinks“) über Freundschaftsbänder bis Backstagepässen – und sogar Bussis. Das Spendenziel liegt bei 10.000 Euro: „Dann können wir sogar den Künstlerinnen und Künstlern etwas zahlen“, heißt es augenzwinkernd.

„Überwältigt von dieser rauschenden Welle der Unterstützung“

Für den Schlagergarten Gloria gab es indes wie angekündigt gestern eine Kulturförderung von 5000 Euro im Stadtsenat, das Crowdfunding-Ziel von 10.000 Euro wurde schon am ersten Tag mehr als übertroffen – auch dank eines Videos von Schlagergarten-Star Michael Ostrowski. „Wir sind überwältigt von dieser rauschenden Welle der Unterstützung“, bedankt sich das Team. Neues Spendenziel sind 18.000 Euro, davon sollen alle Mitarbeitenden sowie Künstlerinnen und Künstler profitieren. Vizebürgermeistern Judith Schwentner (Grüne) arbeitet ebenfalls aktiv an Lösungen, den Schlagergarten zu unterstützen – Möglichkeiten wie eine Gebührenbefreiung oder ein Sponsoring durch die Holding Sponsoring werden erwogen. Und auch beim Land heißt es hinter vorgehaltener Hand, dass die Fördergelder kommen würden – das brauche allerdings seine Zeit.