Die Schärpe, die sie 1994 in Seefeld umgehängt bekommen hat, die gibt es natürlich noch. “Aber sie ist irgendwo im Keller, ich hab’ sie jetzt nicht gefunden”, lacht Margit Dengg. Macht nix, seit zwei Wochen gibt es wieder eine Schärpe in der Familie - denn nun, 30 Jahre nach ihrem Titel als “Mrs. Austria” hat sich ihr Sohn Christopher Dengg den Titel als “Mister Steiermark” geholt. “Irgendwie haben wir den gleichen Lebensweg”, sagt die Mama. Noch dazu kam der Titel recht überraschend: “Ich wurde ja bei der Wahl nachnominiert”, erzählt Christopher. Und auch das ist eine Parallele zwischen Mutter und Sohn: “Ich war damals bei der Steiermark-Wahl nur auf Platz drei, eine Kandidatin ist aber freiwillig ausgeschieden und so war ich im Finale.” Sie gewann für viele überraschend und holte sich somit den Titel Missis Austria - der in der Steiermark damals erstmalig abgehaltene Bewerb ließ im Gegensatz zu den unverheirateten Missen auch verheiratete Frauen und Mütter zu. Das war Dengg, damals 22 Jahre, auch bereits: Christopher war schon fünf Jahre alt, als seine Mama zur schönsten Mama Österreichs gewählt wurde.

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“Durch die Mama habe ich das Rampenlicht ein bisschen in die Wiege gelegt bekommen”, sagt Christopher. “Er hat von klein auf schon ein bisschen etwas mitbekommen, als ich zum Beispiel bei Modenschauen war und ihn mitgenommen habe”, ergänzt seine Mutter. Sie ist mit 31 dann “in Pension gegangen”, wie sie scherzt: “Nach dem Titel war ich bei großen Veranstaltungen dabei, wie die Krone Sport Gala und die Formel 1, habe viele Promotion-Jobs gemacht, aber irgendwann hat mir das gereicht.” Sie fing stattdessen an in der Gastronomie zu arbeiten, seit rund zehn Jahren ist sie als Wirtin selbstständig - in Maggie’s Leberkas Stadl bietet sie eine gemütlich-rustikale Atmosphäre mitten im Grazer Stadtzentrum, Spezialität ist natürlich der Leberkäse, auch vom Pferd. Ihre Gäste haben erst durch Christophers Sieg aus der Zeitung erfahren, dass ihre Gastgeberin eine ehemalige Schönheitskönigin ist. “Da haben mich viele Stammgäste drauf angesprochen. Ich hab dann gesagt, ihr habt mich ja nie danach gefragt”, grinst sie. 

Am 9. März 2024 wurde Christopher Dengg zum Mister Steiermark 2024 gewählt, Verena Raffer wurde Miss Steiermark
Am 9. März 2024 wurde Christopher Dengg zum Mister Steiermark 2024 gewählt, Verena Raffer wurde Miss Steiermark © Stefan Pajman

In drei Jahrzehnten hat sich natürlich auch in der Welt der Miss-, Mister- und Missis-Wahlen (letztere gibt es in Österreich seit 2010 nicht mehr) viel verändert. Pelzmäntel als Preise, wie ihn Margit damals neben vielen anderen Wertgegenständen gewonnen hat, gibt es nicht mehr, der Glamour früherer Misswahl-Zeiten ist über die Jahre etwas verblasst. Dafür geht es mittlerweile nicht mehr hauptsächlich ums Äußere, sondern mehr um Natürlichkeit, Charme und selbstbewusstes Auftreten. Weiterhin vertritt man aber natürlich sein Bundesland. “Darauf bin ich schon stolz”, sagt Christopher. 

Für den Mister, der hauptberuflich Luxusimmobilien an Mann und Frau bringt und als Fitnesstrainer arbeitet, war der Laufsteg bei der Wahl im Shopping Nord keine große Sache, zumindest was die Anzahl der Besucherinnen und Besucher angeht: Als Gitarrist der oststeirischen Rockband 13pluXX stand er im Finale der Talentshow „Herz von Österreich“ und supportete vor zehn Jahren Andreas Gabalier auf Tournee auf der Bühne – vor 20.000 Fans. Den großen Durchbruch schaffte die Band, die es seit mehr als 20 Jahren gibt, dann aber nicht. „Mittlerweile ist es nur noch ein Hobby, die meisten anderen Bandmitglieder haben inzwischen Familien gegründet“, erzählt er.

30 Jahre liegen zwischen den Titel von Mutter und Sohn, „aber wir werden nicht selten für Geschwister gehalten“, lachen die beiden. „Ich bin froh, dass ich ihre Gene habe“, sagt Christopher - müsste man doch von Mama Margit mit ihrem jugendlichen Esprit und Schmäh, den zum Rossschwanz zusammengebundenen Haaren und tätowierten Armen einen Ausweis verlangen, um ihr ihre 52 Jahre abnehmen zu können. „Wir sind aber auch vom Charakter her ziemlich ähnlich“, meint Christopher. Nämlich wie? „Sehr zielstrebig, wenn wir uns etwas in den Kopf setzen, dann ziehen wir es durch.“ Wie eben zum Beispiel einen Titel wie Miss und Missis.