Eine 63-jährige Frau aus dem Raum Schladming wurde nach einem häuslichen Unfall in die Universitätsklinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Campus CDK in Salzburg eingeliefert. Dort stellten die Ärztinnen und Ärzte ein schweres Schädel-Hirn-Trauma fest. Um zu verhindern, dass die Patientin durch eine bösartige Hirnschwellung weiteren Schaden nimmt, wurde eine Entlastungsoperation durchgeführt: auf der linken Schädelseite wurde ein etwa 12 mal 10 Zentimeter großes Stück der Kalotte (Schädeldecke) entfernt.
„Die Patientin hat sich so gut erholt, dass wir den fehlenden Teil durch ein Implantat ersetzen konnten“, erklärt Professor Christoph Griessenauer, Vorstand der Uniklinik für Neurochirurgie. Das ärztliche Behandlungsteam um Oberarzt Johannes Pöppe entschied sich dafür, anstelle einer Plastik aus modellierbarem PMMA ein Implantat aus PEEK-Kunststoff einzusetzen.

Das Besondere daran: Dieses Implantat wurde im 3D-Drucklabor des Uniklinikums Salzburg entworfen und produziert.
59-minütiger Routineeingriff
Der Eingriff selbst wurde am 12. September durchgeführt, war Routine und dauerte nur 59 Minuten. Professor Griessenauer: "Wir führen im Jahr rund 40 Entlastungskraniektomien durch und setzen dann rund 25 Mal pro Jahr wieder Implantate ein. Hier haben wir aber den ersten weltweit dokumentierten Fall, bei dem ein im Haus gefertigtes Implantat aus dem 3D-Drucker eingesetzt wurde. Der 3D-Druck ist endgültig im klinischen Alltag angekommen."

Prothese aus dem 3D-Drucker
Bereits im vergangenen Frühjahr hat die Uniklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG) am Uniklinikum Salzburg international Schlagzeilen gemacht: Damals erhielt ein Patient (55) eine erste selbstgefertigte Hinterhaupt-Prothese aus dem 3D-Drucker. Die Unterschiede zum aktuellen Eingriff: Es handelte sich noch um einen Heilversuch und keine regelhafte Operation nach der MDR. Und der Patient erhielt damals eine Prothese, welche die Knochenstruktur ergänzte und kein Implantat, das Knochenstruktur ersetzt.