Der Schweizer Traum von Olympischen Winterspielen 2026 ist vorbei: Am Sonntag verweigerten die Einwohner des Kantons Wallis bei einer Volksabstimmung die nötige finanzielle Beteiligung von maximal umgerechnet 86 Millionen Euro mit rund 54 Prozent der Stimmen. Das ist das Aus für das Projekt "Sion 2026", wie Bürgermeister Philippe Varone vorher deutlich gemacht hatte: "Es gibt keinen Plan B".

An der Abstimmung beteiligten sich rund 63 Prozent der 214.000 Wahlberechtigten. Zuletzt fanden 1948 Olympische Winterspiele in der Schweiz statt, damals in St. Moritz. Im Rennen um die Austragung der Spiele in acht Jahren gibt für Graz/Schladming damit nur noch fünf Konkurrenten: Italien mit Turin und Mailand, Schweden mit Stockholm, die Türkei mit Erzurum, Kanada mit Calgary und Japan mit Sapporo. Die Entscheidung fällt im Herbst 2019.

Sion wollte nachhaltige Spiele auf schon vorhandenen Pisten, Schanzen und Loipen im Umkreis von etwa zwei Stunden Bahnfahrt organisieren. Varone versprach sich gute Werbung für seine Stadt, in der bei der Abstimmung 60,9 Prozent mit Nein votierten. Die Gegner schürten aber Angst vor einem Milliardengrab oder schweren Umweltzerstörungen. Sie trauten den Beteuerungen des Internationalen Olympischen Komitees und der Schweizer Befürworter nicht, dass keine großen Neubauten nötig und die Investitionen überschaubar seien.

Grazer KPÖ begrüßt Nein zu Schweizer Kandidatur

Das Nein der Bevölkerung des Schweizer Kantons Wallis zur Abhaltung der Olympischen Winterspiele 2026 in Sion wurde von der Grazer KPÖ-Stadträtin Elke Kahr begrüßt: "Das gibt Mut für die Grazer Volksbefragung", wie Kahr in einer Aussendung am Sonntag mitteilte. Schon zuvor seien Volksabstimmungen in Graubünden, Innsbruck oder Salzburg im Sinne der Olympiagegner ausgegangen, sagte die KPÖ-Chefin.

Man gratuliere der Bevölkerung des Kantons Wallis "zu ihrer weitsichtigen Entscheidung, die dem Land sehr viel Geld sparen wird", sagte Kahr. Trotz des Reichtums bzw. des niedrigeren Schuldenstandes der Schweizer Kantone im Vergleich zu den Bundesländern habe die Bevölkerung dort das hohe finanzielle Risiko nicht eingehen wollen.

Nach Auffassung der KPÖ sollten die Betreiber des Olympiaplanes in der Steiermark nicht darüber jubeln, dass jetzt ein Konkurrent für Graz weggefallen sei, sondern sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit ihrer Pläne stellen. Die Grazer KPÖ hat nach eigenen Angaben bisher rund 9500 Unterstützungserklärungen für ihre Initiative zur Volksbefragung über die Olympia-Bewerbung gesammelt. Bei 10.000 Unterschriften kommt es zur Einleitung einer Volksbefragung nach dem steirischen Volksrechtegesetz.

Chancen sind gestiegen

Graz-Bürgermeister Siegfried Nagl freut sich laut seinem Sprecher Thomas Rajakovics nicht über das Nein der Bevölkerung in Sion, sondern darüber, dass die Chancen der rot-weiß-roten Olympia-Bewerbung gestiegen sind. "Ein wichtiger Konkurrent ist jetzt aus dem Rennen und die Chancen für Graz und Schladming sind um 50 Prozent gestiegen", sagt Rajakovics.