Vor zwei Jahren sorgte eine öffentliche Fußwaschung an der Reeperbahn durch zehn evangelische Geistliche in Hamburg für großes Aufsehen, nun findet sie zum zweiten Mal in Graz an öffentlichen Orten statt. Und was im vergangenen Jahr als Aktion der Evangelischen Heilandskirche Graz begonnen hat, hat Wellen geschlagen und findet heuer als „Ökumenische Aktion“ statt. Neben der Evangelischen Kirche werden auch Vertreter:innen der Katholischen, Altkatholischen und der Neuapostolischen Kirche bei der „Öffentlichen Fußwaschung am Gründonnerstag“ mitmachen.

Die Orte sind: Ecke Herrengasse/Stempfergasse, im Shoppingcenter Nord und im Reininghauspark, 13 bis 16 Uhr

„Eine Fußwaschung ist ein sehr ausdruckstarkes Ritual“, betont Pfarrer Marcus Hütter von der Evangelischen Grazer Erlöserkirche in Liebenau: „Wir übernehmen das Ritual von Jesus, der am Abend, bevor er starb, seinen Jüngern die Füße wusch. Die Fußwaschung ist ein Zeichen der Liebe und des Respekts vor den Mitmenschen. Passant*innen sind eingeladen, sich die Füße waschen zu lassen. Dazu werden wir warmes Wasser, Seife und bei Wunsch ätherische Öle verwenden.“ Zum Projektteam gehören neben ihm noch Pfarramtskandidatin Sara Huber und Pfarrer Friedrich Eckhardt (Grazer Kreuzkirche).

„Kirche mit und für andere“

Es ist dies nun die vierte Pop-up-Church Aktion, die die evangelische Kirche in Graz durchführt. Man wolle gemäß dem Motto „Kirche mit und für andere“ sein. Es gehe darum, auf Menschen zuzugehen, die nicht unbedingt in die Kirche kommen – doch auch für sie wolle die Kirche da sein. Neben der Aktion Fußwaschung will das Team und viele weitere Ehrenamtliche „Menschen daher auch einen unerwarteten, aber doch geschützten Raum für Gespräche, für Seelsorge bieten. Man kann mit uns ins Gespräch kommen – über das Ritual und anderes, was einen bewegt“.

Sara Huber: „Wichtig ist uns auch, dass die Aktionen weitere schöne Effekte haben: Einerseits handeln hier verschiedene Kirchen gemeinsam. Über die Aktionen lernen sich hier Menschen besser kennen und auch schätzen. Andererseits handeln hier hauptamtliche Geistlicher und Ehrenamtliche Seite an Seite in der Öffentlichkeit, was auch ein schönes Zeichen ist.“

Auch der steirische Superintendent Wolfgang Rehner ist vom Sinn der Aktion überzeugt: „Eine Fußwaschung ist ein starkes Zeichen. Jesus ist gekommen, um zu dienen. Man geht in die Knie. Es ergibt sich ein anderer Blick. Neue Möglichkeiten für Fragen und Antworten eröffnen sich. Klar ist: Kirche-Sein erschöpft sich nicht in Worten.“