Die Ski-WM hat also begonnen – und während am Gipfel, also in den fünf Teilorten von Courchevel und in Méribel der Geldadel das Savoir-vivre genießt, ist unten im Tal Ruhe eingekehrt. Höflich formuliert. In Brides-les-Bains scheint die Zeit, zumindest an einigen Ecken und Enden, stehen geblieben zu sein. Dabei war der Ort einst ein Juwel, denn schon Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts wurden hier Thermalquellen entdeckt von einer gewissen Schwester Dominique Varat und einem Monseigneur de Challes, wie man lesen kann.

Schließlich wurden 26 "Badezellen" erbaut, die 1838 renoviert wurden. Schließlich aber begann man Mitte des 20. Jahrhunderts mit der Erschließung und dem Bau des "Super-Skiressorts", den "3 Vallées", das sich mit 600 Pistenkilometern zum größten Skigebiet der Welt mauserte. Als Folge "verkümmerte" Brides-les-Bains im Tal. Dabei wäre der ursprüngliche Zweck der Quellen auch heute noch von Bedeutung, schließlich ging es in der "grand clinique française de l'obésité" um den Kampf gegen die Fettleibigkeit und für Abmagerung. Ein Thema, das auch heute mehr denn je modern sein sollte.

Doch wirkt die Ortschaft inmitten der steilen Berge ("Ein Fußballplatz geht sich hier nicht aus", meinte ein Kollege) ein wenig wie Bad Gastein – die Blütezeit um die Jahrhundertwende ist lang vorüber, der Charme ist ergraut, fast morbid. Zwar vermutet man hinter Namen wie Hotel Savoy, Hotel des Alpes oder Hotel Belvedere große Häuser, doch sind viele von ihnen verkommen, einige geschlossen, nur wenige renoviert. Die zwei oder drei Sterne lassen mitunter kein Wohlgefühl vermuten – selbst manch Hotelteppich oder Bad scheint seit 50 Jahren keine Auffrischung erlebt zu haben.

Während der WM wurde der Ort auserkoren, viele der Medienschaffenden zu beherbergen. So ist der ORF im Hotel Mercure untergebracht, viele andere sind in den Hotels rund um die Hauptstraße verschoben, sie sollen wohl zur Aufbruchstimmung beitragen. Die Preise? Durchaus WM-würdig, im "Altis Val Vert" zahlt man für ein Zimmer, in dem man an sich zur Hochsaison für 90 Euro Halbpension bekommt, während der WM etwas mehr als das Doppelte – dafür nur mit Frühstück. Der Trumpf: Etwa 200 Meter oberhalb der größten Kreuzung kann man die Gondel "L'Olymp" besteige – und ist dann nach kaum 25 Minuten Fahrt in der Talstation von Méribel, wo man mit dem Auto nie hinkäme.

Denn noch teurer und gefragter als Wohnungen sind im Nobelort nur Parkplätze für die, die kein Haus hier haben ...