Am 18. Dezember 2020 stürzte Nicole Schmidhofer in der Weltcup-Abfahrt in Val d'Isere schwer. Dabei zog sich die Steirerin schlimmste Verletzungen im linken Knie zu. 77 Tage und vier Operationen später traten die 31-Jährige und der behandelnde Mediziner Jürgen Mandl im AUVA-Unfallkrankenhaus Graz vor die Presse. "Nici war 42 Tage stationär bei uns. Die schwierigste Aufgabe bei dieser Verletzung war, das Knie und die Bänder wieder funktionsfähig zu machen. In den nächsten Wochen wird sie noch eingeschränkt sein, was die Bewegung des Knies betrifft. Nach Ostern beginnt für sie eine lange Reha in Tobelbad", erklärt Mandl, der seine Patientin gemeinsam mit Johann Steinböck und Günter Kohrgruber versorgt.

Die Ärzte haben für die Super-G-Weltmeisterin 2017 einen klaren Plan. "An Nicis Geburtstag, dem 15. März, werden die Nähte entfernt. Danach folgt Tobelbad. In den nächsten Wochen wird die Bewegungslimitierung langsam reduziert. Nach acht Wochen darf sie wieder auf das Rad. In drei Monaten sollte sie das Knie zu fast 100 Prozent beugen können. Trotzdem muss Nici lernen, mit der schweren Verletzung umzugehen. Zum Glück hat sie sich viele Menschen ausgesucht, die  sie begleiten werden. Ich bin überzeugt - dank ihres extrem starken Willens kann sie es zurückschaffen", ist Mandl optimistisch, einen Zeitpunkt für eine Rückkehr auf Ski "will ich nicht nennen. Der wäre nicht realistisch."

"Geduld ist für mich ein extrem schwieriges Thema"

Gerade im Warten sieht Schmidhofer "meine Achillesferse. Geduld ist für mich ein extrem schwieriges Thema. Ich wollte nicht wahrhaben, dass es so lange dauert. Daher ist es nicht leicht für meine Ärzte mit mir. Vor allem zu Beginn, nach den langen Operationen, konnte ich nur schwer verstehen, warum ich nichts tun darf, warum es nicht schneller geht". Sie zog einen Vergleich zum Rennsport: "Da machst du mit dem Konditrainer und dem Skitrainer einen Plan und es gibt sehr oft gleich große Schritte bei der Weiterentwicklung. Jetzt musste ich lernen - du kannst keine großen Schritte erwarten und machen."

Nach dem langen Aufenthalt im Krankenhaus bezeichnet sich "Schmidi" schon "als Inventar auf der Station sieben". An eine "sportliche Zukunft habe ich in den vergangenen Wochen nie gedacht. Auch weil mir die Zeit dazu fehlte, weil ich mich nur mit meinem Knie beschäftigt habe". Das bereitet ihr "derzeit keine Schmerzen. Wohl auch, weil ich zum Glück eine hohe Schmerzgrenze habe". Sehr geschmerzt haben sie zwei Dinge: "Das erste Training für die Damen-Abfahrt in St. Anton und den WM-Super-G in Cortina d'Ampezzo nur via Fernsehen verfolgen zu können, war schlimm." Einen Vorteil hatte die Verletzung für sie: "Ich konnte in den vergangenen Wochen sehr viel Sport im TV verfolgen. Vor lauter Sport schauen bin ich gar nicht mehr vom Fernseher weggekommen."