Diese Frau ist nicht zu fassen. Ester Ledecka feierte beim Super-G in Val d´Isere ihren ersten Weltcupsieg in dieser Disziplin. Die Super-G- und Snowboard-Parallel-Riesentorlauf-Olympiasiegerin aus Tschechien gewann mit dem hauchdünnen Vorsprung von drei Hundertstel vor der Schweizerin Corinne Suter, Dritte wurde Weltcup-Titelverteidigerin Federica Brignone (ITA/+0,35), vor deren Landsfrau Marta Bassino (+0,46).

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Die Österreicherinnen erlitten eine schwere Schlappe. Beste war Tamara Tippler, die als einzige ÖSV-Läuferin mit der Spitze lange Zeit halbwegs mithalten konnte, im oberen Teil noch unter den Top sieben zu finden war, aber dann Zeit verlor und mit 1,35 Sekunden Rückstand 14. wurde. Alle anderen Österreicherinnen verloren mehr als zwei Sekunden auf Ledecka.

"Ich hatte einen schlechten Start in den Tag und kein gutes Aufwärmen. Die Abfahrt hat sich nicht gut angefühlt. Aber so schlecht war sie scheinbar nicht. Das ist ein großartiges Ergebnis", sagte Ledecka, überrascht von ihrer eigenen Leistung. Suter jubelte über den dritten Podestrang im dritten Speedrennen. Im Gesamtweltcup führt weiterhin die Slowakin Petra Vlhova, die Tagessechste wurde.

Ratlosigkeit im ÖSV-Team

Ganz anders war die Stimmung im ÖSV-Lager, in dem hängende Köpfe und Ratlosigkeit zu sehen waren. Man muss weit zurückblättern, um ein ähnlich ernüchterndes Abschneiden im Super-G zu finden. Am 13. März 1997 war Alexandra Meissnitzer 16. in Vail.

Am Freitag hatte sich mit Nicole Schmidhofer die in den vergangenen zwei Saisonen stärkste Super-G-Fahrerin im ÖSV-Team einen Riss des Kreuzbandes und des Seitenbandes im linken Knie zugezogen, für sie ist die Saison zu Ende. Ob das ein Mitgrund für das schlechte Abschneiden gewesen sein könnte, wollte ÖSV-Damen-Rennsportleiter Christian Mitter nicht beurteilen. "Ich bin kein Psychologe, eigentlich haben wir das aufgearbeitet und analysiert."

Er vermisste im Super-G bei seinen Läuferinnen das Selbstverständnis. "Das ist schon enttäuschend heute. Wir werden schauen, dass wir die richtigen Hebel setzen in Richtung St. Anton. Wir müssen schauen, dass das Selbstverständnis zurückkommt, dass sie bedingungslos an die Sache heerangehen und es sich zutrauen."

"Luft nach oben"

Tamara Tippler merkte man den Substanzverlust an, sie hat nach ihrer schweren Coronaerkrankung nun zwei Trainings und drei Rennen in fünf Tagen in den Beinen. "Was ich anders machen würde? Ich würde mich anders vorbereiten, aber das kann man nicht ändern. Ich habe mir vorgenommen, dass ich es ein bisschen wertfreier sehe, was die Platzierungen betrifft und mehr auf die Leistung schaue", sagte die Steirerin, die fünf Wochen nicht trainieren konnte. Es sei viel Gutes dabei gewesen, aber natürlich Luft nach oben. "Technisch passt es gut."

Ortlieb war als 20. zweitbeste Österreicherin, sie hatte zunächst keine Erklärung und wollte erst einmal analysieren. "Ich habe oben schon so viel Rückstand aufgerissen und bin nicht wirklich auf Zug gekommen." Im Ziel hielt sie sich die Hand, weil sie eine Stange draufbekommen hatte, die Vorarlbergerin gab aber Entwarnung. Punkte gab es noch für Ariane Rädler (24.), Stephanie Venier (25.) und Ricarda Haaser (26). Siebenhofer blieb außerhalb der 30. "Ein gutes Ergebnis in drei Rennen ist zu wenig und enttäuschend", sagte Siebenhofer.