Mitten im zweiten Lauf, sozusagen inmitten des
so harmlos klingenden „Chuenisbärglis“ im Berner Oberland, löste sich alles wieder. Die Verkrampfung, der Zweifel waren wie weggeblasen. Und Marcel Hirscher blies, um im Skifahrerjargon zu bleiben, so richtig an, er blies der Konkurrenz den Marsch und verblies den Rest der Ski-Elite fast wie ein Sturm den Neuschnee. Wieder einmal.

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Adelboden bleibt Hirscherland. Zum achten Mal bereits triumphierte der 29-Jährige, nur Ingemar Stenmark hat in Madonna di Campiglio einen
Sieg mehr zu Buche stehen. Diesen Sieg könnte Hirscher aber schon heute im Slalom holen, wenn man daran denkt, wie gut
die Form im zweiten RTLDurchgang tatsächlich war.

Nächster Rekord

Und gelingt ihm das – oder ein Platz in den Top drei, wäre das der nächste Weltrekord, zumindest bei den Herren: 16 Mal an einem Weltcuport auf dem Podest, das hat noch kein Mann geschafft. Svindal hält in Beaver Creek bei 15 Podestplätzen. An Lindsey Vonns Bilanz in Lake Louise mit 25 Top-drei-Plätzen und 18 Siegen kommt aber so oder so kein Herr heran.

Kein Herr kommt aber auch an Marcel Hirscher heran, wenn
alles passt. In Adelboden war er nach Lauf eins nur auf Rang zwei gelegen, hinter Henrik Kristoffersen, dem letztlich wieder einmal nur Platz zwei blieb. „Das im ersten Lauf“, sagte der Annaberger da gewohnt defensiv, „war ein Glück, weil Henrik so große Fehler gemacht hat. Ich habe selbst fast ein bisschen Angst gehabt“, meinte er und beschloss mit seinem Team, alles umzudrehen.

Neuer Schuh, neue Ski, neues Set-up – alter Erfolg. In Lauf
zwei legte er mehr als sechs Zehntel zwischen sich und den Rest derWelt. „Es war ein hohes Risiko, ein hoher Poker – schön, dass es sich dann auch noch ausgeht“, meinte Hirscher, der dann aber auch aufhorchen ließ: „So reingehackelt wie im heurigen Winter habe ich noch nie. Das alles ist hart verdient und nicht leicht gegangen.“

"Es läuft gerade"

Im heutigen Slalom wird es auch nicht leicht gehen. Hirscher rechnet mit Konkurrenz aus dem eigenen Team. „Ich werde von meinen Teamkollegen hart gepusht werden – und ich denke, dass auch Henrik große Pläne hat für heute“, meinte er. So wie auch Marco Schwarz, der in Adelboden bisher die eigentliche Sensation war: Mit Startnummer 67 fuhr er sich als 14. ins Finale, dort die zweitbeste Zeit hinter Hirscher und mit Rang sieben zu seinem besten Ergebnis in dieser Disziplin. „Das ist richtig cool, es läuft gerade“, meinte er und ergänzte: „Das hier, das kann mir auch im Slalom gut liegen!“