Wie Pilze aus dem Boden schießen die Gerüchte, dass Anna Fenninger – wegen des Streits mit dem ÖSV – bald für eine andere Nation im Weltcup fahren will. Dabei hat die Salzburgerin schon vor Monaten schriftlich erklärt: "Ich bleibe Österreicherin, werde nie für einen anderen Skiverband fahren."

Dies haben aber anscheinend die Ski-Rivalen aus der Schweiz nicht gelesen und so wurde nun bekannt, dass "Swiss Ski" die Salzburgerin sofort mit offenen Armen empfangen würde: "Anna würde wohl jeder Trainer nehmen. Sie kann gerne zu uns kommen. Ich könnte ihr einen sicheren Startplatz anbieten", sagt der Schweizer Damen-Alpin-Cheftrainer Hans Flatscher.

Doch wie schwierig wäre eigentlich ein Nationenwechsel? "Er ist fast unmöglich, birgt große Nachteile für eine Athletin oder einen Athleten", stellt FIS-Generalsekretärin Sarah Lewis klar. Die Britin erklärt auch gleich, warum: "Ein Kandidat muss den Pass der neuen Nation besitzen, mindestens zwei Jahre dort gelebt haben oder nachweisen können, dass seine Familie aus dem Land, für das er starten will, kommt. Es reicht, wenn ein Elternteil oder die Großeltern von dort stammen. Dazu muss der neue Skiverband einen Antrag an die FIS stellen." Selbst, wenn all diese Auflagen erfüllt sind, darf er oder sie noch nicht in das Renngeschehen einsteigen.

Keine Ski-Rennen möglich

"Zuerst müssen das FIS-Council und der alte Skiverband sein Okay geben", sagt Lewis, stimmt der alte Verband dem Wechsel nicht zu, ist eine Teilnahme an Ski-Rennen unmöglich.
Einen Weg gibt es dann zwar noch, doch den zu beschreiten, ist vergleichbar mit einem Neustart in einer anderen Sportart. "Will der Athlet die Veränderung unbedingt durchziehen, muss er ein Jahr pausieren. Dazu verliert er alle je erreichten FIS-Punkte, fängt praktisch wie ein Neuling an", berichtet Lewis, "es bleibt ihm nichts anderes übrig als mit FIS-Rennen zu beginnen, denn ohne FIS-Punkte ist eine Teilnahme am Weltcup nicht möglich".

Auch Doppel-Staatsbürger haben es nicht viel leichter. "Selbst wenn jemand zwei Pässe hat, muss der alte Verband dem Wechsel zustimmen", stellt die FIS-Generalsekretärin fest. Nur bei zwei Szenarien geht alles ganz leicht: wenn der alte Skiverband einem Wechsel zu einem anderen zustimmt, oder ein Verband dringend Geld braucht und dem anderen ein Aktiver Bares wert ist.
Gänzlich anders ist die Situation für die Teilnahme an Olympischen Spielen. Um unter den "Fünf Ringen" antreten zu dürfen, muss eine Dame oder ein Herr drei Jahre für ein Land fahren. Eine weitere Möglichkeit ist ein Antrag an das Internationale Olympische Comitee (IOC) um einen außerordentlichen Startplatz.

Außerordentlich ist auch der Konflikt zwischen Anna Fenninger und dem ÖSV. Da wird sich jetzt Sportminister Gerald Klug einschalten. Einen öffentlichen Kommentar dazu "will ich zur Stunde nicht abgeben, da ich mit ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel und Fenninger persönlich sprechen will."

JOSCHI KOPP