Es ist wohl eine der bittersten Niederlagen, die Dominic Thiem in seiner so erfolgreichen Karriere kassiert hat: Am 27.8.2019 musste sich Österreichs Tennisstar in der ersten Runde der US Open - sichtlich körperlich angeschlagen - dem krassen italienischen Außenseiter Thomas Fabbiano glatt in vier Sätzen geschlagen geben.

Fast genau ein Jahr später ist der Lichtenwörther in die Stadt, die niemals schläft, zurückgekehrt, strotzt allen Anschein nach vor Energie und geht topfit ins Masters-1000-Turnier von Cincinnati (Ohio), das aufgrund der Corona-Pandemie nach New York verlegt wurde. Im Big Apple sind die Spieler unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in einer Blase im Flushing Meadows Corona Park untergebracht - oder in privaten Unterkünften und dürfen keine Gäste, die nicht zur Blase gehören, empfangen.

Thiem hat das Training in der Blase bereits aufgenommen. Rund zwei Kilo Muskelmasse hat der 27-Jährige in den vergangenen Monaten zugelegt - und er konnte mit der Gewissheit in die USA reisen, dass er beim bisher letzten Grand Slam auf Hartplatz in Melbourne den ersten Major-Titel nur knapp verpasst hatte. Zudem hat der Lichtenwörther von den Top Ten wohl die meisten Spiele in der Corona-Pause absolviert und dabei sehr ansprechende Leistungen gezeigt.

"Dominic hat 28 Matches in 45 Tagen gespielt. Es waren zwar nur Exhibitions, aber sie wurden ernst gespielt. Ich glaube, das wird ihm in New York helfen", meinte Coach Nicolas Massu kürzlich. Auch Thiem-Manager Herwig Straka sieht seinen Schützling gestärkt. "Wie ich sehe, hat er schon an Selbstvertrauen gewonnen - auch, weil er bei den Exhibitions unglaublich gespielt hat. Man hat gesehen, dass er ganz vorne steht. Ich hoffe, dass es nicht in eine Übersicherheit ausartet. Er hat super trainiert und sich in den Monaten menschlich weiterentwickelt."

Aus der Sicht der Nummer drei der Welt steht einem erfolgreichen Restart des Welt-Tennis also nichts im Wege, doch viele Umstände kann Thiem nicht beeinflussen. Wie ein Damoklesschwert schwebt die Corona-Pandemie über der Blase in New York, die jederzeit platzen kann. Wie schnell es gehen kann, wurde am Donnerstag deutlich. Guido Pella und Hugo Dellien dürfen wegen eines positiven Corona-Tests in ihrem Umfeld nicht bei den Western und Southern Open teilnehmen und befinden sich in Quarantäne. Laut dem 30-jährigen Argentinier Pella und dem drei Jahre jüngere Dellien aus Bolivien handelt es sich bei dem positiv auf Covid-19-Getesteten um ihren Fitnesstrainer. Das Trio hatte sich in der vergangenen Woche in Miami gemeinsam auf die Rückkehr der Tour vorbereitet. Und obwohl es am Dienstag auch einen ersten Corona-Fall bei einem Mitarbeiter der im Anschluss stattfindenden US Open gab, zeigen sich die Veranstalter der Turniere von ihrem Sicherheits- und Hygienekonzept überzeugt. "Wir bleiben so lange in dieser Umgebung, solange der Wettkampf läuft", sagte US-Open-Turnierdirektorin Stacey Allaster. Geht alles glatt, wäre das der 13. September.

Damit bei den Aktiven bis dahin kein Lagerkoller auftritt, haben die Organisatoren für Unterhaltung gesorgt: Es gibt Fitnessräume, eine Spielhalle, einen Golf-Simulator und einiges mehr. Doch das scheint einigen Stars noch zu wenig: Der Franzose Gilles Simon etwa hatte gleich zehn Computerspiele im Gepäck, wie er auf Twitter verriet. Sportlicher geht es Francis Tiafoe an: Der US-Amerikaner hat sich in seinem Hotelzimmer eine kleine Minigolfanlage aufgebaut - und an der Türe hängt ein Basketballkorb.