Drei Jahre war es ruhig gewesen um die Österreich-Radrundfahrt, die schon öfter mit finanziellen Problemen zu kämpfen hatte, ehe Corona das zwischenzeitliche Aus bedeutet hatte. Doch in diesem Sommer ist es endlich wieder so weit: Die Rundfahrt feiert ihr Comeback. Mit neuem Namen, "Tour of Austria" soll die Internationalität der Rundfahrt betonen, mit neuem Organisationsteam, aber mit dem großen Ziel, die lange Tradition der Rundfahrt weiterleben zu lassen.

Die Besonderheit an der "Tour of Austria": Die fünf österreichischen Continental-Teams – Hrinkow Advarics, Team Felbermayr Simplon Wels, Team Vorarlberg, Tirol KTM Cycling Team und WSA KTM Graz – beschlossen, das Heft in die eigenen Hände zu nehmen. Auf der Straße Konkurrenten, im Hintergrund neue Seilschaft. "Das ist das Besondere an der Tour of Austria: Es ist eine Bewegung von unten. Die Teams, also die Betroffenen, haben die Organisation der Tour in die Hand genommen – und jetzt hoffen wir auf einen schönen Start", erklärte Thomas Pupp, der Manager des Tirol-Cycling-Teams, der zusammen mit Thomas Kofler (Team Vorarlberg) auch als Geschäftsführer der neuen Tour-GmbH und damit als "Tour-Direktor" fungiert.

Damit nicht genug, denn mit Wolfgang Konrad, dem "Erfinder" und Kopf des Vienna City Marathons, hat man einen absoluten Profi als Berater an Bord; und Konrad hat ja durchaus Bezug zum Radsport, immerhin ist Sohn Patrick Profi und Etappensieger bei der Tour de France. "Der Radsport ist im Sommer für den Tourismus das, was der Skisport im Winter ist. Und das muss man auch herausstreichen", sagte Konrad, der damit neben dem größten "Sightseeing" in Wien nun auch beim "größten Sightseeing durch Österreich" mit an den Strippen zieht. "Acht von neun Bundesländern bezeichnen sich in ihrer Positionierung als "Radland". Der Radrennsport bietet enorme Möglichkeiten und Chancen für unser Land, sich als die Urlaubsdestination für alle radbegeisterten Menschen zu positionieren. Dazu benötigen wir aber auch einen Leuchtturmevent im Sommer von österreichweiter Bedeutung wie die neue Tour of Austria", erklärte er.

Für die Teams selbst ist die Tour of Austria, die wie bisher in der ersten Juliwoche stattfindet und nach dem Comeback in der UCI-Kategorie 2.1 gefahren wird, auch eine Frage des eigenen Überlebens. "Wir haben österreichische Sponsoren, die sich auch in Österreich präsentieren wollen", erklärte Daniel Repitz, Teammanager vom Team Felbermayr Wels, "denn es hilft uns nichts, wenn wir im Ausland Erfolge feiern, darüber aber zu wenig berichtet wird."

Die "Tour of Austria", ein "Monument des österreichischen Sports", wie Pupp betont, soll jetzt wieder zum Leuchtturm des Radsports werden. Ein "Leuchtturm", der auch als Geburtsstätte von Radhelden taugt. So, wie eben Patrick Konrad, Felix Großschartner, Lukas Pöstlberger oder Gregor Mühlberger hier ihre ersten Erfolge feierten, ehe der Sprung auf die Pro-Tour und damit ins Ausland gelang. "Die Tour of Austria ist elementar für die heimischen Mannschaften und Fahrer. Deshalb freut es mich auch, dass der ORF und K19 die Tour of Austria umfassend begleiten. Live gibt es die letzten 90 Minuten jede Etappe bei K19 zu sehen. Im ORF wird das tägliche "Tour of Austria"-Magazin in ORF 1 und Sport+ ausgestrahlt", freut sich Thomas Pupp.

Der Radsportverband, der zuletzt an der Organisation der Tour gescheitert war, ist nun unterstützend tätig. "Es freut mich sehr, dass es nach dreijähriger Pause nun einen Neustart der traditionellen Österreich Rundfahrt/Tour of Austria geben wird. Dafür gebührt der Initiative und dem Einsatz der fünf österreichischen Continental-Teams seitens Cycling Austria Dank und Anerkennung", sagte Präsident Harald Mayer bei der Präsentation in Sonntagberg.

Die Tour soll nicht nur sportlich ein Ereignis werden, sondern auch gesellschaftlich. Die erste Ausgabe nach der Wiederaufnahme führt in Etappenorte in Vorarlberg, Tirol, Osttirol, Salzburg, Oberösterreich und Niederösterreich – die Steiermark, Kärnten, Burgenland und Wien sind – noch – nicht mit von der Partie. "Aber wir tüfteln schon an der Ausgabe 2024", verspricht Kofler. Mit dabei aber ist traditionell die Königsetappe über den Glockner und auch das letzte Etappenziel im Wallfahrtsort Sonntagberg hat es in sich, wie Pupp meint: "Ich bin mir fast sicher, dass hier erst der Sieger der Tour of Austria gekürt wird."