Der Ryder Cup steht vor der Tür, Sie sind im Ranking der Erste, der nicht fix qualifiziert ist. Die nächsten Wochen haben immense Bedeutung für Sie. Wie sehr freuen Sie sich schon auf die kommenden Turniere?
Bernd Wiesberger: Ich habe eine sehr hohe Motivation dahin gehend, dass ich in den nächsten Wochen mehr als 100 Prozent geben werde, damit ich mich für einen der Fixplätze qualifizieren werde. Aber dabei werde ich versuchen, es mir nicht als Extraballast umzuhängen. Es ist das Ziel jedes europäischen Golfers, einmal beim Ryder Cup dabei zu sein. Wenn ich in den nächsten drei Wochen jene Leistung abliefern kann, die ich mir vorstelle, glaube ich, dass ich mich noch direkt qualifizieren kann. Oder zumindest genügend positive Argumente erbringe, damit ich für eine der drei Wildcards infrage komme. Natürlich wäre es für mich angenehmer, wenn ich noch einen guten restlichen Sommer spiele und mich direkt für den Ryder Cup qualifiziere. Es wäre zugleich gut für das „Race to Dubai“.

Sie haben mit Europas Ryder-Cup-Kapitän Padraig Harrington in München zwei Runden gespielt. War da der Vergleichskampf mit den USA Thema?
Wir waren die letzten Monate ständig über WhatsApp oder SMS im Kontakt, hatten auch ein Meeting bei den Scottish Open bezüglich Ryder Cup, wie es mit dem erweiterten Kader abläuft. Da war auch Matthias Schwab als potenzieller Anwärter dabei. In München ist der Ryder Cup nie zum Thema geworden, er hat mich nur über meinen restlichen Turnierplan befragt, aber es gab keine Details. Auf der Turnierrunde ist jeder hoch konzentriert, da finden solche Gespräche nicht statt. Er weiß, dass alle, mit denen er spielt, ein Teil des Ryder-Cup-Teams sein wollen. Im Idealfall kann man sich mit gutem Golf dafür empfehlen.

Sollte es sich mit der direkten Quali knapp nicht ausgehen, ist auch nicht garantiert, dass er Sie „picked“, also wählt, oder?
Nein, absolut nicht. Aber natürlich dahin gehend, dass man sagt: Lieber die Spieler nehmen, die zum Ryder Cup hin gute Leistungen abliefern und gut sind, als die, die im Ranking knapp gescheitert sind, aber keine Form haben.

Sie haben mit Slync.io einen neuen Sponsor, wie ist es zur Zusammenarbeit gekommen?
Es ist eine ID-Firma, die in der Logistikbranche tätig ist. Der CEO des US-Unternehmens ist ein affiner Golfer, der in meinem Alter ist. Dadurch, dass einige deutsche Logistikunternehmen mit ihm zusammenarbeiten, hat er auch deutschsprachige Spieler gesucht. Sepp Straka ist ebenfalls Teil des Teams. Aber auch Major-Sieger Justine Rose oder Viktor Hovland werden von Slync gesponsert.

Sepp Straka wird im September heiraten, wie sehen Ihre Heiratspläne aus?
Ich feiere noch nicht im September. Zumindest nicht in diesem September (lacht).

Mit Niklas Regner drängt ein junger Spieler Richtung European Tour. Wie schätzen Sie seine Performance ein?
Mit ihm habe ich im letzten Jahr mehrmals gespielt und man hat bei ihm gesehen, dass er über ein gewisses Extra verfügt. Er hat gute Chancen, es zu schaffen. Beim Niklas hat es immer so ausgesehen, dass er sehr motiviert ist und gute Sachen macht. Er hat die Fähigkeit, den Ball schnell im Loch unterzubringen. Er verfügt über einen gewissen Killerinstinkt, was man nun zum Teil auf der Challenge Tour schon sieht.