ls Katar vor zehn Tagen, unmittelbar nach einer mehr als einstündigen, pompösen Zeremonie gegen Brasilien „seine“ Handball-WM auf dem Spielfeld eröffnete, gab die futuristische „Lusail Multipurpose Hall“ mit den Tausenden leeren der über 15.000 Sitzplätze ein skurriles Bild ab.

Gekaufte Fans . . .

Lediglich in einem Sektor machten an die 100 Zuseher in Katars rot-weißen Nationaltrikots einen ordentlichen Krawall. Sie waren aus Spanien „eingekauft“, wie noch während des Auftaktspiels bekannt wurde. Auf Staatskosten eingeladene „Legionäre auf der Tribüne“ quasi. Die paar Dutzend Scheichs hingegen saßen geradezu stoisch in der Halle. Sie hatten keinen blassen Schimmer, was unterhalb der großteils leeren Sitze gespielt wurde.

Katar hat keine Handballtradition. Katar hatte bis vor ein paar Jahren keine eigene Liga und auch kein Nationalteam. Bei einer WM war Katar 2003 in Portugal (16. Platz) erstmals mit dabei. Bei der letzten Weltmeisterschaft vor zwei Jahren in Spanien landete Katar auf dem 23. und vorletzten Rang.

Heute wartet Katar als WM-Gastgeber in der „Lusail Hall“ im Achtelfinale auf Österreich (16.30 Uhr, ORF Sport+ und Sky Sport übertragen live). Und in Doha wird seit Tagen sehr offen darüber gesprochen, dass Katar zumindest ins Viertelfinale „getragen“ werden muss. Kein Wunder bei dem Geld, das Katar für eine einigermaßen achtbare WM-Vorstellung in die Hand genommen hat.
Nur vier der Nationalspieler sind in Katar zur Welt gekommen. Staatsbürgerschaften wurden ebenso großzügig verteilt wie Traumgagen. Mehr als die Hälfte der Mannschaft spielt bei El Jaish und damit als Nationalteam praktisch das ganze Jahr zusammen.

. . . gekaufte Stars

Bis zu 30.000 Euro Grundgehalt werden einem Handballer in Katar bezahlt. Und jeder Teamspieler erhält aus der Staatskasse von Scheich Tamim bin Hamad al-Thani, dem Emir von Katar, persönlich pro WM-Sieg 100.000 Euro. Vier seiner fünf Spiele hat Katar schon gewonnen. Dass sich in diesem Land sogar einer wie Danijel Saric, Star-Tormann des FC Barcelona, wie in einem Schlaraffenland wähnt, ist kein Wunder. Und dass hier bei jedem Match von Katar auch die beiden Schiedsrichter womöglich schwach werden könnten – man muss es zumindest befürchten.

GERALD POTOTSCHNIG