Die NFL wird häufig als Quarterback-Liga bezeichnet. Es gibt wohl keine Position in irgendeinem Teamsport, die ähnlich wichtig ist. Im Großen und Ganzen triumphiert oder fällt das ganze Team, nein, das ganze Franchise mit diesem einen Mann. Aus diesem Grund lohnt sich ein Blick in die „Quarterback-Rooms“ der Teams. In den nächsten vier Wochen kommen alle Teams einmal unter die Lupe, wobei jede Woche eine Himmelsrichtung im Brennpunkt steht und auf einer Skala von 1 (gering) bis 10 (sehr hoch) die Zufriedenheit beschrieben wird.
Es wird mit den Königen des Nordens begonnen: die AFC und NFC North.

AFC NORTH

Baltimore Ravens

QB: Lamar Jackson
Zufriedenheit: 8

Der amtierende MVP der NFL kann sich nicht beklagen. Fast alle seiner Lieblings-Anspielstationen sind noch im Kader, während GM Eric DeCosta wieder einmal sehr gut gedraftet hat. In der zweiten Runde wurde RB J. K. Dobbins von der Ohio State geholt, der das intensive Laufspiel von Jackson und RB Mark Ingram sowohl entlasten und folglich auch verstärken kann. Einen großen Wehrmutstropfen gibt es trotzdem. All-Pro OG Marshal Yanda hat seine Karriere beendet und hinterlässt im Inneren der Offensive Line somit ein großes Loch.

Cincinnati Bengals

QB: Joe Burrow
Zufriedenheit: 10

Was zuvor auch schon sicher war, aber nachdem die Bengals Langzeit-QB Andy Dalton entlassen haben, zu 100% feststeht: Joe Burrow ist der neue Star in Cincinnati. Im selben Augenblick ist auch bereits sein neuer Spitzname entstanden, „Tiger King“, welcher sich auf die Netflix-Serie, die LSU Tigers und natürlich die Bengals selbst bezieht. Die Bengals haben auch dafür gesorgt, dass sich Burrow gut einlebt und ihren Star-WR A. J. Green behalten sowie zusätzlich ein großes Ziel in WR Tee Higgins gedraftet. Zudem kommt OT Jonah Williams (letztjähriger Erstrunden-Pick) von seiner Verletzung zurück. 

Cleveland Browns

QB: Baker Mayfield
Zufriedenheit: 7

Am Papier klingt die Offseason für Mayfield traumhaft: WR Odell Beckham wurde entgegen Gerüchten nicht abgegeben, zudem wurden TE Austin Hooper und OT Jack Conklin geholt, sowie OT Jedrick WillsJr. gedraftet. Die Offensive Line sollte nun etwas stabiler auftreten, während Mayfield sich eines seiner vielen Ziele aussuchen kann. Das Einzige, das noch fehlt, ist gutes Quarterback-Spiel. Nach vielversprechender Rookie-Saison hat Mayfield letztes Jahr viel Kritik einstecken müssen. Nun müssen die Browns ihr Potential am Papier auch am Platz zeigen.

Pittsburgh Steelers

QB: Ben Roethlisberger
Zufriedenheit: 5

Der 38-jährige Roethlisberger hat vergangene Saison 14 der 16 Spiele verpasst, nachdem er im September am rechten Ellbogen operiert worden ist. Seine Zufriedenheit hängt am allermeisten vom Fortschritt in der Reha ab, denn Anfang April hat Big Ben erst wieder angefangen zu werfen. Der Kader ist aus QB-Sicht okay: mit TE Eric Ebron (aus Indianapolis) und WR Chase Claypool (Draft) wurden zwei große Anspielstationen geholt, aber es fehlen trotzdem die Kracher in der Offensive. Die Offensive Line zählt dafür zu den besseren. Zudem braucht Roethlisberger nicht über seine Schulter blicken, denn es wurde kein Konkurrent auf seiner Position verpflichtet.

NFC NORTH

Chicago Bears

QB: Mitchell Trubisky, Nick Foles
Zufriedenheit: 2

Man geht davon aus, dass es ein Duell um den Starting-Job in Chicago geben wird. Trubisky wurde 2017 von den Bears an zweiter Stelle gedraftet, konnte aber dieser Position nie ansatzweise gerecht werden und befindet sich nun im letzten Vertragsjahr (die Bears haben seine Fünftjahres-Option im Vertrag nicht genommen). Nun kam in dieser Offseason auch noch ein neuer Konkurrent nach Chicago: Nick Foles wechselte vergangene Offseason als Held von Philadelphia nach Jacksonville, um dort nicht einmal vier Spiele (verletzungsbedingt) zu spielen. In der Free Agency wurde WR Taylor Gabriel (29) durch WR Ted Ginn Jr. (35) ersetzt, zudem TE Jimmy Graham (Green Bay) und TE Cole Kmet (Draft) geholt (Anm.: damit haben die Bears ganze zehn Tight Ends im Kader). Wenn auch nicht unbedingt schlecht, sind das keine besonderen Verstärkungen für eine schwächelnde Offensive.

Detroit Lions

QB: Matthew Stafford
Zufriedenheit: 6

Stafford ist in einer vergleichbaren Situation zu Roethlisberger in Pittsburgh. Seine 2019er-Saison wurde durch eine Rückenverletzung in der Woche 9 beendet. Zu allem Überfluss hatte Stafford zuvor eine seiner besten Saisonen der Karriere gespielt. Die Lions haben zwei gute Receiver in Kenny Golladay und Marvin Jones Jr. Weiters haben sie die Offensive Line mit OT Halapoulivaati Vaitai aus Philadelphia verstärkt und - den unter Umständen besten Running Back des Drafts - DeAndre Swift geholt.

Green Bay Packers

QB: Aaron Rodgers
Zufriedenheit: 1

An dieser Stelle ist es am einfachsten zu zitieren, was Rodgers vor dem Draft sich erhofft hatte: „Wir haben seit 15 Jahren keinen Skill-Position-Spieler (Anm.: QB, Receiver oder Running Back) in der erste Runde gedraftet. Das wär´ ganz cool.“ Der letzte diesesgleichen war Rodgers selbst. Die Packers hörten auf ihn, jedoch nicht, wie er sich das erhofft hatte: Sie holten Utah State QB Jordan Love. In der zweiten Runde legten sie nach und wählten Running Back AJ Dillon. Auf dieser Position waren die Packers aber schon versorgt, und Dillon ist nicht unbedingt als Pass-Catching Back bekannt. Die Packers verließen den Draft ohne neuen Wide Receiver für Rodgers. Als ob das nicht genug ist, wurden darüber hinaus zuvor in der Free Agency der linke Tackle Bryan Bulaga und TE Jimmy Graham ziehen gelassen.

Minnesota Vikings

QB: Kirk Cousins
Zufriedenheit: 8

Die Vikings haben zwar ihren besten Wide Receiver mit Stefon Diggs abgegeben, aber sogleich mit WR Justin Jefferson von LSU potentiellen Ersatz gedraftet. In der zweiten Draftrunde wurde der athletische OT Ezra Cleveland gewählt, um die Offensive Line weiter zu stärken.
Im vergangenen März hatte „Captain Kirk“ eine zweijährige Vertragsverlängerung über insgesamt $ 66 Millionen unterschrieben.