Die Frage nach dem großen Favoriten war wie so oft auch vor dem Großen Preis von Großbritannien in Silverstone Gesprächsthema Nummer eins bei Experten und Fans. Setzen die „Bullen“ ihre Siegesserie nach sechs Erfolgen am Stück fort? Gelingt Mercedes beim Heimspiel endlich der erste Saisonsieg? Schlägt Charles Leclerc im Titelkampf endlich zurück?

Wer das Rennen am Sonntag (16 Uhr, RTL, Servus TV und Sky live)  schlussendlich für sich entscheidet, ist nicht nur aufgrund der wechselhaften Wetterlage auf der Insel weiter offen. In die beste Position brachte sich jedoch ein Pilot, der bei der Favoritenfrage des Öfteren vergessen wird. Carlos Sainz, die klare Nummer zwei hinter Charles Leclerc bei Ferrari, hätte sich für seine Fahrkünste beim Schwimmkurs in Silverstone durchaus mehr als das Seepferdchen-Abzeichen verdient. Der Spanier machte kaum Fehler, hielt seinen F1-75 ideal auf der Strecke und profitierte dabei auch ein wenig von einer Gelben Flagge am Ende des Qualifyings. „Normalerweise haben wir Spanier bei so starkem Regen mehr Probleme, als die Engländer“, scherzte der bestens gelaunte Pole-Setter. „Es war eine gute Runde, auch wenn ich mir ein schwergetan habe, mit dem Wasser auf der Ideallinie. Besonders war das Gefühl nicht, deshalb war ich überrascht, als ich das Ergebnis gesehen habe.“

Ebenfalls überraschend: Für Sainz ist es an seinem 150. GP-Wochenende die erste Pole-Position in der Formel 1 überhaupt. Während er das selbst mit Hinblick auf bevorstehende Rennen noch nicht großartig feiern wollte, kam Lob aus der Boxengasse. „Wir freuen uns unglaublich für ihn. Es ist nicht einfach, bei so schwierigen Bedingungen auf die Pole zu fahren“, erklärte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto.

Um Punkte geht es jedoch am Sonntag im Rennen, das wissen Binotto, wie auch Sainz. Trotzdem ist es für den Spanier eine Bestätigung seiner derzeitigen Form. Nach einer bis zu diesem Zeitpunkt durchwachsenen Saison, meldete er sich beim vergangenen Grand Prix in Kanada mit Platz drei zurück. Nun soll es endlich zum ersten Mal für das oberste Treppchen reichen, was ihn zum 112. Sieger eines Formel-1-Rennens machen würde. Bis es so weit ist, muss der 27-Jährige jedoch noch hart arbeiten, lauern hinter ihm Max Verstappen und Charles Leclerc. „Sie werden Druck machen und ich mein Bestes versuchen“, prophezeite Sainz.