Es ist ja eine nette Szene, eine Aufmerksamkeit gegenüber den Erfolgreichen, ein gefragtes Motiv für die Fotografen. Es gehört zur Tradition der Formel 1, dass nach einem Rennen mehr Champagner verspritzt als getrunken wird. Aber woher kommt die Tradition?

Der Ursprung liegt schon über 100 Jahre zurück, in der Steinzeit des Automobil-Rennsports. Als die „Rennfahrer“ noch Kopf und Kragen riskierten in ihren klapprigen Kisten. Und weil damals Autorennen sehr, sehr teuer waren (das ist wohl heute auch noch so), konnten es sich nur reiche, oftmals dem Adel angehörende Herrenfahrer leisten. Und wenn sie jedes Risiko eingegangen sind, musste man das gebührend feiern. Wenn auch nur im Stillen, aber Champagner war damals doch sehr „in“.

Vermutlich auch schon ein Glas Moët & Chandon, seit Jahren Ausrüster der Formel 1. Und laut der Geschichte soll der kleine Tazio Nuvolari 1936 beim Vanderbilt-Cup eine Neun-Liter-Flasche (Salmanazar) im Ziel gestemmt haben, das erste Siegerbild mit Champagner.

Zur Spritzerei kam es in Le Mans 1966, als sich endlich der Millionen-Aufwand von Ford im Duell mit Ferrari ausgezahlt hat. Der US-Konzern feierte mit dem GT40 einen Dreifachsieg, Henry Ford II bat bei Chandon um eine Flasche Champagner, eine große Flasche. Weil die Siegerehrung sich sehr lange hinzog, alle Klassen geehrt wurden, entledigte sich durch die Hitze die Doppelmagnum Chandon mit einem Knall ihres Korkens und duschte von ganz alleine die Fahrer auf dem Podium ab.

Offiziell übernahm Moët 1966 das Champagner-Sponsoring, es folgte 2000 die Marke Mumm, später Chandon und Mitte 2017 tauchte die Edelmarke Carbon auf. Weil die Flasche aus Kohlefaser gefertigt war, kostete die Magnum um die 3000 Euro. Heute ist wieder Moët & Chandon Ausrüster.

Champagner wird nicht überall im Motorsport getrunken. Traditionell schlürft der Sieger der 500 Meilen von Indianapolis ein Glas Milch. In den arabischen Ländern greift man wegen des Alkoholverbots zu Rosenwasser, einem klebrigen Zeug, dem auch Orangen- und/oder Granatapfelsaft zugefügt wird.