Red Bull-Teamchef Christian Horner ist frustriert. Nicht einmal seine noch vor dem Monaco-GP anstehende Hochzeit mit Ex-Spicegirl Geri Halliwell scheint seine Laune wirklich verbessern zu können. Red Bull tritt auf der Stelle – auch die neue, kurze Nase, die beim Team in Barcelona endlich zum Einsatz kam, brachte keinen wirklichen Schritt nach vorne – Platz sieben und zehn für Daniel Ricciardo und Daniil Kwjat entsprechen nun mal nicht den eigenen Ansprüchen. „Derzeit sind wir meilenweit von Rennsiegen entfernt. Es macht uns keinen Spaß, bei einem Grand Prix zu sein und dann nur irgendwie über die Runden zu kommen - wie jetzt in Spanien. Das macht uns wahnsinnig“, ärgerte sich der Brite – nach vier Fahrer- und Konstrukteurs-WM-Titeln von 2010 bis 2013 ist es schwer, sich mit dem derzeit konstanten Misserfolg abzufinden. Schuld ist für Horner eindeutig Renault: „Wir wollen zurück an die Spitze. Es ist frustrierend, wenn man auf diesem Weg nicht alles selbst in der Hand hat, sondern von einem Partner abhängig ist. Wir können sie bestmöglich unterstützen, aber mehr können wir nicht tun.“

Kein "weißer Rauch"

Immerhin sei es ja schon mal vielversprechend, dass diesmal alle vier Renault-Autos „ohne weißen Rauch“ über die Ziellinie gekommen seien. Andererseits kann sich sich Horner mit der einstellung der Franzosen, jetzt erst einmal gesteigerten Wert auf die Zuverlässigkeit zu legen, nicht so recht anfreunden: „Wir sind in der Zuverlässigkeit so weit hinten, das Jahr 2015 muss man sowieso abschreiben, da ist es fast schon egal, ob man am Ende vielleicht an die 20 Motoren braucht... Es wäre besser, mit Blick auf nächstes Jahr etwas zu riskieren, anstatt zu konservativ zu sein.“

Dass es also bis deutlich in die zweite Saisonhälfte dauern könnte, ehe auch ein deutlicher Leistungsgewinn bei Renault zu verzeichnen sein wird, schmeckt ihm überhaupt nicht. Die eigene Philosophie sei anders: „Wir haben nichts zu verlieren. Auf der Suche nach mehr Performance sind wir immer schon gewisse Risiken eingegangen. Wir erwarten von Renault, dass sie das ähnlich machen. Sie schauen sich verschiedene Szenarien an, haben aber offenbar bislang nicht wirklich die richtige Richtung ausgemacht. Hoffentlich gelingt das bald, denn die Entwicklung und der Bau neuer Teile für den Antrieb dauern immer länger als bei Teilen für das Chassis.“ Mit gedrosselter Leistung, um auf Nummer Sicher zu gehen, sei man allerdings in Barcelona nicht gefahren: „So arbeiten wir nicht.“ Will heißen: Mehr Leistung ist einfach nicht da.

Vettel würde nicht helfen

Dafür, dass das neue Aerodynamikpaket mit verkürzter Nase und neuem Frontflügel, das ja mindestens eine halben Sekunde pro Runde bringen sollte, nicht wie erwartet einschlug, hat Horner eine Erklärung: „Uns ist in den Trainings zu viel Fahrzeit verloren gegangen“ - durch immer wieder neue Motorprobleme... „Somit konnten wir das Auto in keine gute Balance bringen. Das macht einen großen Unterschied aus. Wir brauchen noch mehr Zeit. Es ist allerdings schon etwas frustrierend. Es geht nur um die Balance. Wir haben den Abtrieb an der Vorderachse erheblich erhöht. Das hat große Auswirkungen auf das gesamte Fahrzeug. Da müssen wir noch bessere Einstellungen finden.“ Ob es helfen würde, wenn man Sebastian Vettel noch im Team habe? „Nein, überhaupt nicht. Das liegt daran, dass wir im Moment ein Auto haben, mit dem auch Sebastian nicht viel reißen könnte. Außerdem hat Daniel Ricciardo im vergangenen Jahr ausreichend gezeigt, was er drauf hat. Die Fahrer sind nicht unser Problem. Wir müssen unsere wirklichen Probleme lösen: Fahrzeughandling und Power.“

KARIN STURM