Überraschung war es keine, als Max Verstappen aus seinem RB20 stieg und beim Saisonauftakt in Bahrain über den 55. Grand-Prix-Sieg seiner Karriere jubelte. Die Befürchtungen der Konkurrenz haben sich im ersten Rennen des Jahres bestätigt. Red Bull Racing ist erneut ein Meisterwerk gelungen, der niederländische Titelverteidiger scheint cooler denn je zu sein. „Es war viel besser als erwartet“, sagte der 26-Jährige im Siegerinterview und schlug somit ähnliche Töne an, wie Motorsportberater Helmut Marko. „Das war überwältigend. So haben wir uns das nicht erwartet, es hat einfach alles funktioniert.“

Die Weltmeisterschaft wird also erneut nur über Max Verstappen gehen und der härteste Konkurrent dürfte im selben Auto sitzen. Denn Sergio Perez zeigte ein starkes erstes Rennen, schnappte sich mit einer souveränen Leistung Platz zwei hinter dem übermächtigen Dreifach-Champion. Eine „sehr gute Leistung“ attestierte ihm Marko. Zwar ist es noch viel zu früh in der Saison für Vorhersagen, aber sollte der schon vielfach abgeschriebene Mexikaner seine Leistungen in diesem Jahr konstant bringen, wäre eine Vertragsverlängerung der logischste Schritt. Totgesagte leben eben oftmals länger – auch in der Formel 1.

Sainz als Mann der Stunde

Hinter Red Bull Racing ist Carlos Sainz der Mann der Stunde. Wurde in den vergangenen Wochen hauptsächlich über Charles Leclerc und seinen Neo-Teamkollegen Lewis Hamilton ab 2025 gesprochen, fuhr sich der Spanier in Bahrain mit Platz drei in den Mittelpunkt. Beherzt kämpfte sich Sainz auf das Podest, riskierte auch im Kampf mit dem Teamkollegen alles und wurde schließlich belohnt. Unvorstellbar, dass man den 29-Jährigen im nächsten Jahr nicht bei einem absoluten Spitzenteam sieht. Vor allem Toto Wolff dürfte sich die Leistung des Ferrari-Mannes ganz genau angeschaut haben. Seine „Silberpfeile“ waren in Bahrain gemeinsam mit McLaren drittstärkste Kraft. Nicht hui, nicht pfui, hatte man im Gefühl. Probleme machte vor allem die Motorkühlung. „Leider kamen wir damit in einen Teufelskreis, da dann auch die Reifen schnell abkühlten. Wir müssen uns das ganz genau anschauen“, sagte Wolff.

Auch wenn die Strecke in der Wüste nicht wirklich aussagekräftig ist und nächste Woche in Saudi-Arabien schon vieles anders aussehen könnte, hat die Motorsport-Königsklasse derzeit ein absolutes Krisenteam. Alpine, vor zwei Jahren noch im Spitzenfeld dabei, fährt dem Feld hinterher. Der radikale Schritt, den die Franzosen im Winter gewagt haben, scheint völlig in die falsche Richtung gegangen zu sein. Der Bolide ist zu schwer, wirkt behäbig und unfahrbar. Die Aufbruchstimmung des Winters ist verflogen, das Werksteam hinter die zahlreichen Kundenteams gerutscht. Deshalb dürfte es auch bereits Konsequenzen geben. Technik-Chef Matt Harman und Aerodynamik-Leiter Dirk de Beer sollen ihre Kündigung eingereicht haben. Harte Zeiten für das Königsprojekt von Renault.