Die Nationalmannschaft Ghanas startete mit einer starken Leistung, aber einer knappen 2:3-Niederlage gegen Portugal in die Weltmeisterschaft. Über den historischen Treffer von Cristiano Ronaldo beschwerte sich Otto Addo, der Coach der westafrikanischen Mannschaft, nach dem Spiel heftig. "Das war keiner. Jeder hat gesehen, dass Salisu den Ball spielt", sagte der 47-Jährige im Interview nach dem Spiel. Ghana und ihr Trainer werden nach der spannenden Partie in ihrem Heimatland trotzdem gefeiert. Und das, obwohl der Trainer eigentlich bei einem deutschen Klub unter Vertrag steht.

Der Ex-Profi vom Hamburger SV und Borussia Dortmund ist bei letzterem genannten Verein als sogenannter "Talent Manager" angestellt. Dort arbeitet er seit 2019 im Hintergrund mit den Talenten. Als im Februar dieses Jahres der Anruf des ghanaischen Verbandes kam, konnte er nicht ablehnen. Er übernahm das Team interimistisch und führte es zur WM nach Katar. Während der Zeit der Endrunde wurde er vom BVB nach Rücksprache freigestellt. Die Aufgabe in Ghana kann man als Herzensangelegenheit bezeichnen.

Otto Addo während seiner Arbeit beim BVB
Otto Addo während seiner Arbeit beim BVB © (c) imago images / DeFodi (Harry Langer/DeFodi.eu via www.imago-images.de)

Geboren als Sohn eines in Deutschland lebenden ghanaischen Arztes, wuchs er in Hamburg auf, aber verlor nie seine Verbindung zu seinen Wurzeln. Ein Großteil seiner Familie wohnt in Ghana, als Kind sei er fast jedes Jahr mit Mutter und Schwester dorthin gereist. "Wir waren dann in den Sommerferien meistens sechs Wochen da. Und später habe ich selber für Ghana gespielt", sagt Addo. Er wurde als Jugendlicher rassistisch angefeindet, was für ihn die Entscheidung, für Ghana zu spielen, eindeutig machte. "Eigentlich fühle ich mich als Deutscher. Allerdings werde ich von der Gesellschaft wegen meiner Hautfarbe immer wieder wie ein Ausländer behandelt." Insgesamt lief er 15 Mal für die "Black Stars" auf, auch bei der WM 2006 in seiner Heimat Deutschland. Diese Teilnahme war alles andere als selbstverständlich, hatte er doch davor schon insgesamt drei Kreuzbandrisse.

Nach der WM liegt der Fokus auf Dortmund

Schon vor dem Turnierstart hat der aktuelle Nationaltrainer klargestellt, dass er den Posten niederlegen wird. Das hat er gemeinsam mit seiner Familie entschieden, die wegen der Doppelbelastung teilweise nur an dritter Stelle steht. Er kehrt damit nach der Weltmeisterschaft wieder nach Deutschland zurück und kümmert sich um die Talente. So gern er auch Nationaltrainer sei, so viel Spaß habe er auch bei seiner Arbeit in Dortmund.

Vor der Rückkehr nach Deutschland steht ihm und seiner Mannschaft noch ein Gruppenspiel bevor, in dem der Aufstieg noch möglich ist. Am Montag gewannen sie in einer spannenden Partie mit 3:2 gegen Südkorea, am Freitag spielen sie um 16 Uhr gegen Uruguay.

"Wir sind sehr enthusiastisch nach diesem Spiel", sagte Kudus nach dem Sieg gegen die Asiaten und lobte ebenfalls die Stimmung im Kader unter Addo: "Selbst nach der Niederlage gegen Portugal hatten wir einen tollen Teamgeist."

Unterdessen mahnte Addo zur Vorsicht vor Uruguay. "Es wird wieder sehr schwer." Der Coach sagte aber auch: "Ich bin selbstbewusst genug zu sagen, dass wir dieses Spiel gewinnen können."

Der Sieg gegen Südkorea war der erste für die "Black Stars" seit der WM 2010. In Brasilien 2014 sind sie erstmals und das bisher einzige Mal in der Gruppenphase ausgeschieden, das soll sich heuer nicht wiederholen.