Die Debatte um das von der Europäischen Union geplante Verbot von Mikroplastik könnte sich auch auf den Fußball stark auswirken. Ab 2022 soll auch das Granulat verboten werden, das für Kunstrasenplätze verwendet wird. Laut Angabe des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB) gibt es in Österreich insgesamt 259 Kunstrasenplätze.

ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer erklärte am Sonntag auf Anfrage der APA, dass die UEFA in dieser Frage die Interessen des europäischen Fußballs gegenüber der EU vertrete, somit nach Abstimmung auch jene des ÖFB. "Wir hoffen auf eine gute und praktikable Lösung, damit Fußball unter entsprechender Berücksichtigung der wichtigen Themen Umweltschutz sowie Gesundheit der Spielerinnen und Spieler auch in der Zukunft in allen Teilen Österreichs und Europas gespielt werden kann. Dies quer durch alle Alterskategorien und Ligen."

Von den 259 Kunstrasenplätzen befinden sich allein 50 in Wien. "Um trotz Platzmangels den Trainings- und Spielbetrieb von der Kinder- bis zur ersten Mannschaft aufrechtzuerhalten", erklärte Hollerer. "Ein Naturrasen kann einer solchen Belastung nicht standhalten."

Zumindest auf eine Übergangsfrist von sechs Jahren hofft der Deutsche Bundesinnenminister Horst Seehofer, wie er in einem Interview mit der "Welt am Sonntag" erklärte. "Als Sportminister werbe ich für einen vernünftigen Ausgleich zwischen Umweltschutz und den berechtigten Interessen des Sports", sagte der CSU-Politiker. Laut dpa beschäftigen sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) intensiv mit der Problematik. Auch der DFB wolle sich für eine sechsjährige Übergangsfrist einsetzen. In Deutschland gibt es nach Verbandsangaben mehr als 6.000 Kunstrasenplätze.

Finanzministerium fordert "Augenmaß"

Das in der österreichischen Bundesregierung derzeit auch mit den Sportagenden betraute Finanzministerium hat sich in der Debatte um das von der EU geplante Verbot von Mikroplastik und die unsichere Zukunft von Kunstrasenplätzen um "Augenmaß" bei der Umsetzung von Umweltstandards ausgesprochen.

"Der Anspruch ist so nachhaltig wie möglich zu sein bei der Anschaffung von Kunstrasen und gleichzeitig die bestehenden Anlagen nicht zu verbieten", hieß es am Montag auf APA-Anfrage in einer Stellungnahme aus dem Ministerium. "Es braucht entsprechendes Augenmaß bei der Umsetzung von höchsten Umweltstandards sowie eine enge Abstimmung zwischen Sport und den Herstellern."

Die Interessen des ÖFB werden in der Frage von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) vertreten. Diese hat den Auftrag, sich dazu mit der EU-Kommission auszutauschen. Davor war die UEFA an seine nationalen Mitgliedsverbände herangetreten, um zu evaluieren, wie viele Kunstrasenfelder es in den jeweiligen Ländern gibt und wie viele Spieler betroffen wären. In Deutschland etwa geht es um die Zukunft von 6.000 Kunstrasenplätzen.

Kritik von der FPÖ

Kritik am geplanten Vorgehen der EU gab es aus der FPÖ. Dietrich Kops, der Sportsprecher der Wiener FPÖ, forderte in einer Aussendung eine Ausnahmeregelung und ersuchte die Bundesregierung, bei den zuständigen EU-Stellen aktiv zu werden. Die 50 Kunstrasen-Plätze in Wien würden meist von kleineren Vereinen bespielt. "Ein Aus dieser Kunstrasen-Plätze würde auch ein Aus für viele kleine Fußballvereine bedeuten", meinte Kops.