Von Hubert Gigler

Marcel Koller hat, wie er kürzlich im Interview mit der Kleinen Zeitung zugab, einmal schon ein beinahe perfektes Spiel der von ihm betreuten österreichischen Nationalmannschaft gesehen. Das Match gegen Montenegro war den Vorstellungen des Schweizers vom Fußball, wie er ihn gerne hätte, relativ nahegekommen. Doch das Spiel hatte einen Haken, an dem sich die rot-weiß-rote Auswahl fast noch verschluckt hätte, denn es gelang nur ein Treffer. Die Säumigkeit der Angreifer wurde durch eine Glanztat von Torhüter Robert Almer kompensiert, sonst wäre es nur ein Remis geworden. "Beim Toreschießen müssen wir zulegen", meint Koller daher auch folgerichtig.

Torgefährlichkeit

In Liechtenstein, davon ist ohne maßlose Übertreibung auszugehen, wird die Offensive gefragt sein. Dabei trifft es sich gut, dass Marc Janko trifft, wie er in der australischen Liga Woche für Woche zeigt, ausgenommen der letzte Spieltag vor dem Länderspiel-Abstecher. Die Form des 31-jährigen Stürmers lässt auch für das Match im Fürstentum einiges erwarten. Janko kann nicht nur seine eigene Bilanz aufpolieren, sondern auch dem Teamchef, der selten nach Australien kommt, zeigen, wie richtig er doch damit gelegen war, an ihm festgehalten zu haben. Die eidgenössische Treue soll diesmal mit der vollen Torstärke belohnt werden.

Janko hat trotz der kurzen Laufzeit schon eine relativ bewegte EM-Qualifikation hinter sich. Gegen Schweden wurde er ausgewechselt, gegen Moldawien traf er zum 2:1 und sah dann Rot, weshalb er gegen Montenegro fehlte. Sowohl in diesem Spiel als auch dann gegen Russland traf der anstelle von Janko eingesetzte Rubin Okotie, der diesmal wegen Verletzung fehlt. Aber mittlerweile stehen Koller trotzdem noch mehrere Optionen zur Verfügung. Während sich Koller für einen Janko-Einsatz nicht mehr wegen dessen fehlender Spielpraxis rechtfertigen muss, gibt es Alternativen.

 Marco Djuricin, Marcel Sabitzer und Marko Arnautovic (von links)
Marco Djuricin, Marcel Sabitzer und Marko Arnautovic (von links) © APA/ROBERT JAEGER

Das Angebot ist zwar nicht reichhaltig, aber doch vielfältiger geworden. Mit dem Ex-Sturm-Kicker Marco Djuricin und Marcel Sabitzer stehen dem Nationaltrainer zwei durchaus torgefährliche Salzburg-Spieler zur Verfügung. Und möglicherweise springt Koller über seinen Schatten und lässt neben Janko einen zweiten Angreifer auf die am Fuße des Vaduzer Schlossfelsens zu erwartende Liechtensteiner Mauer los.

Beim letzten Duell

Janko wird spielen, davon ist auszugehen, und er wird dabei dem prominentesten Liechtensteiner begegnen, nämlich dem 40-jährigen Mario Frick, der im bisher letzten Aufeinandertreffen im Oktober 2006 die Gastgeber in Führung gebracht hatte. Den Österreichern gelangen zwar noch zwei späte Tore, aber die Vorbereitung auf die Heim-Europameisterschaft war empfindlich gestört worden. Janko war übrigens damals schon mit von der Partie und verließ in der 62. Minute beim Stand von 0:0 den Platz. Christian Fuchs war (unmittelbar vor dem Gegentor) eingewechselt worden.

Janko traf bislang bei 44 Einsätzen 18 Mal im Teamdress. Somit führt er die Liste der aktuellen Teamspieler vor Martin Harnik (10/48) und David Alaba (8/35) an. Für die Top Ten des ÖFB reicht der Wert aber noch nicht.

Hans Krankl im Stadion neben dem deutsche Mittelfeldspieler Hansi Müller nach dem 3:2-Sieg in Cordoba
Hans Krankl im Stadion neben dem deutsche Mittelfeldspieler Hansi Müller nach dem 3:2-Sieg in Cordoba © APA/UPI/ Heikes