Um 19.29 Uhr stemmte Kapitän Hierländer das Objekt der Begierde in den Klagenfurter Himmel. Emotionen, Umarmungen, Gänsehaut! Exakt eine halbe Stunde davor, um 18.59 Uhr, kannte mit dem Schlusspfiff der schwarz-weiße Jubel im Wörthersee-Stadion keine Grenzen. Auf dem Rasen lagen sich die Spieler und Betreuer in den Armen, auf den Rängen die Fans, auf der VIP-Tribüne ein überglücklicher Vereins-Präsident Christian Jauk mit seiner Gattin Kathrin und „Vize“ Peter Schaller.

Die besten Bilder nach dem Schlusspfiff

Zu feiern galt es einen 2:1-Sieg gegen Rapid und somit den ersten von zwei möglichen Titeln in dieser Saison. Zum siebenten Mal in der Vereinsgeschichte ist der SK Sturm Cupsieger, wie im Vorjahr rang man im Finale die Hütteldorfer nieder. Mit diesem Triumph im ersten von vier „Endspielen“ lebt der Traum vom ersten Double seit 1999. In den verbleibenden drei Bundesliga-Spielen soll nun auch der Meistertitel fixiert werden, dafür braucht es zwei Siege und ein Remis.

Aber eins nach dem anderen. In diesen 90 Minuten zählte nur die erfolgreiche Titelverteidigung im Cup. Zum Helden des Abends krönte sich Tomi Horvat mit seinem Siegtreffer in der 81. Minute. Der Slowene fügte damit dem 1. Mai am 115. Geburtstag des Vereins und am zweiten Todestag von Ivica Osim ein besonderes Kapitel Vereins-Geschichte hinzu. Sowohl das Jubiläum als auch der Jahrhunderttrainer waren Teil der eindrucksvollen Choreographie der Sturm-Fans.

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Das Spiel konnte mit der famosen Stimmung auf den Tribünen lange Zeit nicht mithalten. Gerade die erste Halbzeit war geprägt von Nervosität und Hektik. Chancen blieben Mangelware. Auf Seiten Sturms klopfte Horvat an, für Rapid verzeichnete Jansson per Kopf die aussichtsreichste Gelegenheit. Um den Bann zu brechen, musste fast ein Eigenfehler her.

Besagter Lapsus unterlief Gazibegovic. Sturms Rechtsverteidiger zog im Zweikampf gegen Grüll den Kürzeren. Dessen Abschluss konnte Jaros nach parieren, gegen den Nachschuss von Seidl (43.) war der Goalie machtlos.

Nachdem es in der Pause in der Kabine lauter wurde, folgte Sturms Antwort nach dem Wiederanpfiff umgehend. Es wurde eine beeindruckende Antwort. Rapids Innenverteidiger Querfeld (49.) fälschte einen Kopfball von Affengruber ins eigene Tor ab.

Die Rapid-Fans bejubelten das 1:0
Die Rapid-Fans bejubelten das 1:0 © GEPA pictures

Es folgte im wahrsten Sinne des Wortes ein Kräftemessen, in dem die erfolgsverwöhnten Steirer letztlich mehr Energie als vergleichsweise ausgeruhte Wiener bewiesen. Der Torjubel nach einem Handtreffer von Wüthrich (66.) erwies sich als verfrüht, der Schweizer selbst winkte selbst ab. Nach Zuspiel von Kiteishvili schoss Horvat Sturm jedoch in den siebenten Cup-Himmel und Rapid ins abermalige Tal der Tränen. Die Wiener wollen ein Foul gesehen haben, die Reklamationen blieben ebenso vergeblich wie die Bemühungen um einen Ausgleich in den Schlussminuten. Die Sturm-Kicker warfen sich in jeden Ball und ließen sich den Vorsprung nicht mehr nehmen.

Rapid läuft damit weiter seit 2008 einem Titel hinterher, gar seit 1995 einem Cupsieg. Der Hütteldorfer Coach Klauß ging in den vergangenen Wochen All-in, setzte alles auf den Cupsieg – dieser Poker des Deutschen ging komplett daneben. Anstatt die Europacup-Qualifikation in Klagenfurt wie erhofft zu fixieren, droht Rapid international nun mit leeren Händen dazustehen.

Der 1:1-Ausgleich: David Affengruber (links) köpfelte Leopold Querfeld an, von dem ging der Ball ins Rapid-Tor
Der 1:1-Ausgleich: David Affengruber (links) köpfelte Leopold Querfeld an, von dem ging der Ball ins Rapid-Tor © GEPA pictures

„Und schon wieder keinen Titel, SCR“, sangen die Fans des SK Sturm genüsslich und bekundeten lautstark, dass dies für ihren Herzensverein der Auftakt in einen schwarz-weißen Mai für die Ewigkeit gewesen sein soll: „Wir werden Meister!“ Dieser Mannschaft ist nach diesem Sieg des Charakters und der Nervenstärke nun auch dieses Kunststück zuzutrauen. Nach den Meistertiteln 1998, 1999 und 2011 wäre es der vierte Meistertitel in der Vereinsgeschichte. Im Idealfall war Klagenfurt für die Elf von Erfolgscoach Ilzer also „nur“ der erste Streich.