Hartberg-Geschäftsführer Erich Korherr genießt auch am Tag nach dem Einzug in die Meistergruppe im Stillen. „Ich bin niemand, der da in der ersten Reihe stehen muss“, sagt der 56-Jährige. Was nicht heißt, dass er sich über Erfolge weniger freut – eben anders. Da braucht es keinen Tanz auf der Laufbahn – wie von Präsidentin Brigitte Annerl, und keinen Urschrei – wie von Sportchef Markus Schopp.

Dienstag Nachmittag sind die Profis des TSV Hartberg wieder auf dem Trainingsplatz am Werken. Korherr und Vorstandskollegen haben auch am Montag gearbeitet: Das Spiel in Salzburg gehört, auch abseits des Rasens, vorbereitet. „Die Mannschaft hat sich den freien Tag absolut verdient. Sie hat das bravourös gemeistert“, sagt Korherr, der eine „massive Steigerung“ im Vergleich zum Spiel bei der WSG Tirol erkannt hat.

„Wir zählen jetzt zur Spitze des Landes“

Besonders beeindruckend: Dass sich die Mannschaft in einem Spiel gegen eine der besten Mannschaften der Liga in einem Spiel, in dem viel zu verlieren war, zutraut, zu bestehen. „Das Schöne ist: Wir zählen jetzt zur Spitze des Landes“, war Schopp zufrieden und auch stolz. „Wir haben uns das wirklich verdient. 34 Punkte nach 22 Runden sind etwas Außergewöhnliches für einen Verein, wie den TSV Hartberg. Es macht einfach Spaß, mit dieser Mannschaft zu arbeiten.“ Der Hunger der Spieler nach mehr – kein Wort vom Klassenerhalt, der Europacup ist das erklärte Ziel. „Das kann für den TSV Hartberg ein absolut grandioses Jahr werden“, sagt Schopp. Die Oststeirer gehen punktegleich mit dem Tabellendritten in die letzten zehn Runden der Meistergruppe. Was Korherr (und das Geldbörserl freut): Das Zuschauerinteresse ist gegen Sturm, Rapid und Co. größer als gegen WSG Tirol, Altach oder Lustenau – die Fahrten nach Graz oder Wien dafür weit weniger kostspielig als drei Auswärtsreisen in den Westen Österreichs.

Es wäre noch weit mehr möglich gewesen

Die Feierlichkeiten in Hartberg, die eigens angefertigen Meistergruppen-Leiberl „mögen andere überzogen finden. Aber man muss sehen, unter welchen Bedingungen wir hier arbeiten“, sagt Schopp. Dass jetzt die Plätze hinter Salzburg und Sturm – die der Konkurrenz enteilt sind – angegriffen werden, ist für Schopp selbsterklärend. „Man muss nur schauen, was wir heuer gegen große Klubs bereits geleistet haben“, sagt er. Gegen LASK und Rapid sind die Hartberger in der laufenden Saison noch ohne Niederlage, Salzburg wurde in der Liga und im Cup an den Rand der Niederlage gebracht. „Wir wissen, dass wir sehr unangenehm sein können. Die Mannschaft hat einen Hunger, weil sie weiß, dass sie sehr, sehr viel erreichen kann. Wir werden uns gegen keinen Gegner verstecken.“ Zumal die Mannschaft im Herbst einige Punkte hat liegen lassen. Zur Erinnerung: In den ersten beiden Runden gab Hartberg gegen Lustenau und BW Linz jeweils einen Vorsprung mit zwei Toren aus der Hand und musste sich mit der Punkteteilung begnügen.

Das war freilich dem Kaderumbruch im Sommer geschuldet: Mit Dario Tadic, Mario Sonnleitner und Co. wurden erfahrene Spieler verabschiedet, mit Paul Komposch, Manuel Pfeifer oder auch Maximilian Entrup setzt man auf Spieler, die ihre erste vollständige Bundesliga-Saison spielen. „Sie alle werden ihren Weg gehen.“ Aber: „Das war im Sommer so nicht erkennbar. Wir sind hineingegangen und haben verändert, weil wir verändern mussten.“

Gleichzeitig soll auch der Verein weiter wachsen und größer denken. „Wir haben Ambitionen , was das Stadion betrifft, wir haben Ambitionen, gesund zu wachsen.“ In Gesprächen mit Spielern gelte es nun das Bild zu zeichnen, „was es heißt, in Hartberg zu sein. In der bestehenden Infrastruktur ist aber fraglich, wie sehr man das einem Spieler schmackhaft machen kann. Es gibt keinen schöneren Moment, um darauf hinzuweisen, dass, wenn nichts passiert, die folgende Saison die letzte sein wird. Ich glaube, es wäre schade.“