"Wir haben beide verpflichtet." Mit diesen Worten eröffnete Ex-Sturm-Geschäftsführer Günter Kreissl am 30. Jänner 2018 eine Pressekonferenz, in der er die Verpflichtungen von Bright Edomwonyi und Jakob Jantscher bekannt gab. Zuvor war darüber spekuliert worden, welcher der beiden Spieler nach Graz wechselt.

Bei Andreas Schicker, dem Nachfolger von Kreissl, hätte das gestern abgewandelt so heißen können: "Wir haben beide bei uns behalten." Denn nach Alexander Prass, dessen anvisierter Transfer zu Lorient am Mittwoch geplatzt war, wird auch Gregory Wüthrich die Grazer nicht verlassen. Sturm war sich mit Augsburg über die Transfermodalitäten einig, der Schweizer beim Medizincheck in Deutschland. Und ausgerechnet der entscheidende letzte Teil des Transfers sollte zum Zünglein an der Waage werden.

Das Knie, um das sich in Graz niemand Sorgen macht

Augsburg nahm Abstand, da der 28-Jährige durch den Medizincheck flog. Der Grund: das Knie. Diesbezüglich beruhigt Schicker mögliche Bedenken. "Es gibt da keine neuen Erkenntnisse oder Komplikationen, die ihm im Weg stehen werden. Bei einem Blick auf seine Einsatzstatistik bei Sturm sieht man ohnehin deutlich, dass wir uns keine Sorgen machen müssen", erklärte Schicker. Wüthrich war Donnerstag schon wieder auf dem Weg nach Graz und wird auch heute um 17.50 Uhr mit der Mannschaft nach Altenrhein fliegen – ohne Trainer Christian Ilzer, der nach einer Fortbildung direkt nach Vorarlberg anreist. Am Samstag (19.30 Uhr) steht das Bundesliga-Spiel in Altach auf dem Programm.

Die Akte Wüthrich erinnert etwas an die Causa Gernot Trauner. Der Oberösterreicher stand 2017 vor einem Wechsel zu Sturm. Nach dem Medizincheck nahmen die Grazer aber Abstand von einem Transfer. Trauner entwickelte sich prächtig, prägte eine Ära beim LASK, wurde dort auch ÖFB-Teamspieler und darf heuer in der Champions League mit Feyenoord Rotterdam sein Können beweisen.

Doch nur ein Vorwand von Augsburg?

Vor der Sturm-Verpflichtung von Wüthrich gab es ebenso genaue Tests, da der Innenverteidiger schon in den Jahren zuvor immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Es erwies sich aber als absolut richtig, den Mut für eine Verpflichtung zu haben. Der Schweizer glänzt als Abwehrchef der Grazer seit mehr als drei Jahren und verpasste in dieser Zeit verletzungsbedingt nur zwölf Pflichtspielpartien – auch dank ausgetüftelter Belastungssteuerung. Gut möglich übrigens auch, dass Augsburg wegen des Verkaufs von Mergim Berisha (um 14 Millionen Euro zu Hoffenheim) neue Möglichkeiten hatte, um in finanziell höheren Sphären zu fischen. So soll nun eine Leihe (mit Kaufoption) von Tottenham-Innenverteidiger Japhet Tanganga das Wunschszenario sein.

Wüthrich bleibt jedenfalls zumindest bis zur nächsten Transferperiode in Graz. "Er war schon enttäuscht, was ich auch absolut verstehen kann. Aber er hat mir schnell das Gefühl vermittelt, dass er im Kopf schon wieder voll bei uns ist. Er wird am Freitag auch trainieren und mit uns nach Altach fliegen. Ich bin überzeugt, dass er weiter alles für den SK Sturm geben wird", sagte Schicker, der mit seinem bekannten spitzbübischen Lächeln und einem Kopfschütteln ergänzte: "So eine verrückte Transferzeit habe ich auch noch nie erlebt."

Kommt noch ein neuer Verteidiger?

Heute um Mitternacht endet die Transferzeit. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass es doch noch zu einem Transfer kommt. In diesem Fall müsste aber ein Akteur abgegeben oder verliehen werden. Niklas Geyrhofer (23) wäre ein möglicher Kandidat. Der Steirer könnte so zu möglichst viel Spielpraxis kommen, die er bei Sturm nur spärlich erhält. Definitiv nicht nach Graz wird Hammarby-Verteidiger Edvin Kurtulus kommen. Wie berichtet, erwiesen sich die Vorstellungen des vierfachen schwedischen Teamspielers als für Sturm nicht erfüllbar.