Am Montag war Sturm-Trainer Nestor El Maestro Gast bei "Talk und Tore" auf Sky. Der 36-Jährige gab dabei Einblick in seine bisherige Zeit in Graz und sparte wie gewohnt auch nicht mit Selbstkritik. El Maestro...

...über die Szenen nach der 3:3 in Mattersburg: „Das gegen Mattersburg war schon ein bisschen peinlich. Und natürlich darf sich das nicht wiederholen – nicht nur wegen der Strafe auf Bewährung. Mir war das Interview peinlicher als das mit den Sachen durch die Gegend schießen. Das muss ich anders machen und ich glaube, bis heute ist es mir auch gelungen, dass das ein Einzelfall bleibt.“

...über die Wichtigkeit des anstehenden Steirer-Derbys gegen Hartberg: „Ich spiele ja die österreichische Bundesliga und nicht den Steiermark-Wettbewerb oder südliche Donau oder was auch immer. Mir kommt bei Sturm vor als wäre jedes Spiel ein Derby. (...) Ich persönlich versuche niemals den Spielen eine Hierarchie zu geben. (...) Für die Sturm-Fans gibt es nur ein Derby und das ist der GAK. Das Spiel am Samstag ist extrem wichtig für uns klarerweise – aber wie jedes andere.“

...über seine Schwächen als Trainer: „Ich bin leider kein guter Trainer für den Plan B. Ich glaube, ich habe meine Stärken, um – manchmal, häufig oder nicht häufig – das perfekte Spiel vorzubereiten. In der Analyse und in allem, was vor dem Geschehen auf dem Platz ist. Es gibt häufig Spiele, die genau nach meinem Plan ablaufen und damit ist das 1:0 sehr verbunden. Auf der anderen Seite habe ich großen Steigerungsbedarf, was das Handeln im Spiel selbst betrifft oder da, wo das Spiel jetzt nicht gerade zu meinen Gunsten läuft oder ich überrascht bin. Da bin ich ziemlich schlecht.“

...über Mirko Slomka, unter dem er jahrelang als Co-Trainer tätig gewesen ist und der am Sonntag bei Hannover 96 entlassen wurde: „Mirko hat mir am Sonntagmorgen eine SMS geschickt. Da stand drinnen: ,Manchmal läuft es nicht, Kopf hoch. Immer weiter. Du bist ein Guter.‘ Das sagt etwas über den Charakter dieser Person. Ich bin nicht sicher, ob er zu diesem Zeitpunkt schon wusste, dass es in Hannover nicht weitergeht, aber es war für ihn kein einfaches Wochenende. Er hat sich trotzdem gemeldet.“

...darüber, wie wichtig Slomka für seine Karriere gewesen ist: „Extrem. Sie müssen sich vorstellen, was er für mich getan hat: Er hat mich aus der totalen Anonymität zum Co-Trainer bei Schalke 04 gemacht. Ich war 23 und damals war das schon sehr außergewöhnlich. Das war vor der Zeit der jungen Trainer. Es gab keine Menschen mit diesem Alter, die auf diesem Niveau gearbeitet haben. Das war vor Nagelsmann, vor Tedesco – es war total außergewöhnlich. Es war natürlich ein riesen Karriereschub und ich habe versucht, das Vertrauen zurückzuzahlen. Ich glaube, wir haben acht Jahre zusammengearbeitet und dabei große Erfolge gefeiert. (...) Sicherlich haben mich diese acht Jahre mit Mirko geprägt – nicht nur wie ich den Fußball sehe oder die taktische Ausrichtung, besonders in der Trainingsarbeit. Mirko ist ein richtig, richtig guter Trainer auf dem Platz.“

...auf die Frage, ob es schwierig gewesen sei als 23-Jähriger die Akzeptanz von gestandenen Spielern zu bekommen: „Für mich nicht. Ich bin ja im Fußball immer ein Niemand gewesen und alles an Respekt oder Akzeptanz, was ich habe oder gehabt habe, musste ich mir durch Leistung, Fähigkeit oder einfach Ahnung erarbeiten. Und es war von vornherein wenig Problem.“

...über seine Spielphilosophie und ob Atletico Madrid unter Diego Simeone sein Vorbild sei: „Das System von Simeone ist insofern gut, weil es auf fast jedem Niveau einsetzbar ist. Das, was wir damals in der Slowakei gespielt haben, war sehr ähnlich. In Graz gibt es sicherlich einige Elemente, die man vergleichen könnte. Aber es ist nicht so nah.“

...über die Sturm-Fans: „Ich fühle mich sehr wohl. Ich finde, wir haben eine brillante Unterstützung. Das hat wenig mit mir zu tun, glaube ich, aber sie ist immer da. Auswärts ist es manchmal der Wahnsinn. Ich denke besonders zurück an die Pokalspiele gegen kleinere, unattraktivere Gegner – unfassbar, was da immer abgeht und in welcher Menge sie da zu den Spielen kommen. Es war auch ein Grund, warum ich so gerne nach Graz gekommen bin. Ich habe das früher auch da im Stadion miterlebt.“

...darüber, warum er sich trotz etwaiger anderer Möglichkeiten für den Fußball entschieden habe: „Oxford oder Cambridge waren natürlich nicht einfach, aber wenn man will, es war nicht unvorstellbar. Ich war in der Schule schon ein bisschen ein Streber. Also ich hatte auch ein großes Stipendium bei diesem teuren Internat, auf dem ich war. Die Entscheidung für den Fußball kam darum, weil mein Umfeld so war, dass wir es alle sehr gerne hatten. Es war immer eine große Leidenschaft und ich glaube, als Jugendlicher wollte ich immer in der Mitte des Geschehens sein. Wenn man so will: Darsteller und nicht Beobachter. Und Fußball kam mir da recht. Es war einfach außergewöhnlicher als der normale Weg.“

...auf die Frage, ob er bei Schalke nur deshalb gewesen sei, weil es ihn und seinen Bruder Nikon nur im Doppelpack gegeben hat: „Es war auf jeden Fall eine Verpflichtung im Doppelpack. Man kann vielleicht bei den Verantwortlichen fragen, wen sie in erster Linie wollten. Auf jeden Fall haben sie mir mit 23 den Job des Co-Trainers angeboten – also mindestens einer von uns hatte richtig was drauf.“