Der 0:3-Pausenstand gegen den WAC am Samstag veranlasste Sturm-Trainer Nestor El Maestro zu einer lauten Kabinenansprache. Die als Weckruf gedachten Worte verhallten bei den Spielern ungehört. Der durchschnittlichen Leistung in Hälfte eins folgte in Hälfte zwei „nichts“, wie der Sturm-Trainer die Vorstellung seiner Spieler in den zweiten 45 Minuten bewertete.

Wesentlich amikaler fiel die Analyse beim Training am gestrigen Vormittag aus. Sachlich und ruhig wurde das Spiel abgehandelt. Klar wurde: Alle vier Tore kamen zu einfach zustande. Das 0:4 wurde anschließend abgehakt, die Vergangenheit als solches wird die Schwarz-Weißen aber noch länger begleiten. Die Akteure in Graz sind nicht in der Lage, mehrere Spiele in Folge eine stabile Leistung abzurufen. Das ist nicht nur unter El Maestro so, das war auch bei den Vorgängern Roman Mählich oder Heiko Vogel der Fall. Intern wird hartnäckig Ursachenforschung betrieben, bislang ohne Ergebnisse. Unter El Maestro mag das Spiel in den vergangenen Runden attraktiver geworden sein, die Mannschaft weist aber nicht mehr jene Stabilität auf, die sie in den ersten Spielen ausgezeichnet hatte. Und wenn dann noch der unumstrittene Abwehrchef Anastasios Avlonitis fehlt, kann eine Niederlage wie gegen den WAC entstehen.

Konstant ans Limit

Auch deshalb, weil die Sturm-Spieler bei einem Rückstand in sich zusammenfallen, anstatt sich aufzubäumen. Unsicherheit greift um sich. Kein Spieler ist derzeit in der Lage, die Mannschaft mit einer entsprechenden Präsenz auf dem Platz zu führen, geschweige denn aufzurichten. Der Leithammel fehlt zum einen, die Mentalitätsfrage stellt sich zum anderen. Während die aktuellen Top-Mannschaften in Österreich – Salzburg, LASK und der WAC – imstande sind, in praktisch jedem Spiel und in jedem Bewerb konstant ans oder auch übers Limit zu gehen, fehlt dies allen anderen Teams, auch dem SK Sturm. Die nicht messbaren Parameter wie Leidenschaft, Willensstärke, Motivation und Charakterstärke scheinen bei den Grazer Spielern nicht jene Ausprägung zu haben, wie sie bei Top-Mannschaften sein sollte.

Nestor El Maestro
Nestor El Maestro © GEPA pictures

Warum seinen Spielern oft diese Eigenschaften fehlen, kann El Maestro derzeit nicht beantworten. Ein Kuriosum, weil die Ansprachen des 36-Jährigen von besonderer Qualität sind, wie alle Zuhörer in der Kabine bestätigen. Nur eines dürfte seit dem 0:4 klar sein. El Maestro wird seine Ausrichtung wieder so wählen, dass seine Truppe defensiv stabil steht – wie zu Beginn der Saison. Diese Resistenz gegen externe und interne Einflüsterer kann seiner Zukunft als Sturm-Trainer nur förderlich sein.