Sie wirbelten, als hätten sie es sich untereinander ausgemacht. Nein, nicht so wie früher, in der stimmungslosen Corona-Finsternis, es wäre ja nicht zu hören gewesen, nun musste das blinde Verständnis genügen. Hey Leute, da sind so viele Menschen, das Stadion ist voll, denen müssen wir was bieten. Ja, sie übererfüllten, was die Fans nie gewagt hätten, ihnen aufzutragen, beide Mannschaften wohlgemerkt. Salzburger und Bayern spielten, als gäbe es kein Morgen mehr. Das Tempo war atemberaubend, die Gastgeber mussten schauen, dass sie Land gewinnen angesichts der Wucht der Angriffswellen des deutschen Meisters. Und sie brachen auf zu neuen Ufern, schließlich ist ja nicht alle Tage Achtelfinalabend in der Champions League. Am Ende stand mit dem 1:1 ein gerechtes Ergebnis, der Sieg war für Salzburg allerdings zum Greifen nahe und nach dieser Leistung bleibt festzuhalten. Die Chance auf das Viertelfinale ist nicht vorbei.

Am Anfang war das Wort bei den Bayern, sie hatten einen Überfall geplant, doch die Salzburger waren gewappnet und holten zum Gegenschlag aus. Serge Gnabry hätte die Gäste in Führung bringen können, aber Torhüter Philipp Köhn hielt prächtig (10.), der österreichische Meister agierte weit über die Fußballgrenzen des Landes hinaus und sorgte in der 21. Minute für ein spielerisches Glanzstück. Mohamed Camara schickte den Ball weit vor zu Karim Adeyemi, der lenkte die Aktion Richtung Brenden Aaronson, der mit einem minimalen Schlenzer entscheidend eingriff. Der kurz zuvor für den verletzten Noah Okafor eingewechselte Junior Adamu beförderte die Kugel elegant mit Maß und Ziel ins Netz. Salzburg führte, 1:0, gegen die Bayern, das gibt es ja gar nicht. Das Stadion wurde zum Tollhaus. Atmosphäre und Niveau trafen einander auf höchster Ebene.

Die Bayern hätten gerne noch vor der Pause eine Antwort gefunden, die permanenten Anweisungen von Trainer Julian Nagelsmann aber gingen unter im tosenden Lärm. Die Zeiten gespenstischer Ruhe, sie sind vorbei. Und so wurden die Übermächtigen von hellwachen Salzburgern zunächst auf die zweite Hälfte vertröstet.

In dieser erhöhte sich die vom deutschen Rekordmeister ausgehende Gefahr von Minute zu Minute. Es schien, als hätten die extremen Anforderungen dem Team von Matthias Jaissle allzu sehr zugesetzt und die mangelnde Entlastung nährte die Sorge, die Partie könnte auch resultatmäßig kippen. Aber die mittlerweile aus der gesamten Elf bestehende Abwehr stemmte sich dagegen, hielt die Konzentration hoch und Köhn erwies sich als blendender Vertreter des Torhüterfachs.
In Minute 81 aber hätte Salzburg nach einem blitzartig vorgetragenen Angriff beinahe das Score verdoppelt, doch Benjamin Pavard rettete für die Bayern vor der Linie. Die Schlussphase zog sich endlos und in der 90. Minute passierte es. Kingsley Coman wurde für einen Moment aus den Augen gelassen und glich aus. Aber Österreichs Meister hat die großen Bayern voll gefordert.