Sie haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Zu knapp waren die Salzburger Meisterfußballer in den Partien gegen Liverpool und Napoli an einem Punktgewinn, um den Glauben an ein Fortkommen in der Champions League zu verlieren. "Es wird sehr schwierig, aber wir sind noch am Leben", gab Trainer Jesse Marsch schon bald nach dem 2:3 gegen die Italiener eine klare Parole aus. Und die Spieler ziehen mit.

Der Coach blickte schon in Richtung Neapel, wo am 5. November das Rückspiel gegen die abgeklärte Truppe von Startrainer Carlo Ancelotti über die Bühne geht. "Das wird ein enorm wichtiges Spiel", sagt Marsch, der es durchaus für möglich hält, dort zu gewinnen und sich damit für die erste Heimniederlage nach 71 Pflichtspielen und 19 Europacup-Matches zu revanchieren.

Das Potenzial für einen Überraschungscoup am Fuße des Vesuv ist vorhanden, das zeigten die Salzburger auch am Mittwoch, als sie zunächst wiederholt am grandiosen Napoli-Torhüter Alex Meret scheiterten, dann zweimal einen Rückstand aufholten, aber durch eine Unachtsamkeit unmittelbar nach dem 2:2 durch den schon zuvor per Elfer erfolgreichen und unwiderstehlichen Erling Haaland dem Gegner den Siegestreffer auf dem Silbertablett servierten.

Ein Umstand, an dem die Spieler nach dem Schlusspfiff besonders zu knabbern hatten. "Wir haben nach dem 2:2 alle gedacht, jetzt gewinnen wir die Partie noch und dann passiert dieser Riesenrückschlag", meinte etwa Maximilian Wöber. Tatsächlich fanden die Gastgeber in der ausverkauften Arena auf diesen Keulenschlag keine passende Antwort mehr.

Zu viele Gegentore

Auch Zlatko Junuzovic fand den dritten Gegentreffer besonders ärgerlich. "Wir waren gut im Spiel drinnen, die Tore waren zu billig. Gerade auch das letzte Tor. Du machst das 2:2,  hast alles in der Hand." Der Wille jedoch ist ungebrochen. "In Neapel spielen wir natürlich auf Sieg, dort ist für uns alles drin. Wir können uns noch weiterentwickeln, für die jungen Spieler ist es Gold wert, solche Spiele zu absolvieren", meinte der Routinier, der am Mittwoch eine überragende Leistung bot.

Die vielen Gegentore geben Jesse Marsch zu denken. Neun Treffer in drei Spielen schmerzen, zweimal war es einer zu viel. In den kommenden Trainingseinheiten wird besonderes Augenmerk auf die Defensivarbeit gelegt werden, ein Bereich, mit dem sich die Salzburger in der heimischen Bundesliga nicht annähernd so auseinandersetzen müssen wie in der Königsklasse. "Wir müssen einfach besser verteidigen, das ist jetzt ein großes Thema für uns", erklärte der Coach seine "Marsch"-Route. 

Für Napoli-Trainer Ancelotti war der Sieg in Salzburg schon eine kleine Vorentscheidung im Kampf um den Aufstieg ins Achtelfinale. "Ich denke, wir sind jetzt im Vorteil", sagte der Erfolgscoach mit Blick auf das Rückspiel. Gleichzeitig fand er aber auch lobende Worte für die Salzburger. "Es war ein Spiel zweier ausgeglichener Teams unterschiedlichen Charakters. Salzburg ist eine starke Mannschaft und nicht leicht zu besiegen."